Kurzmeldung

Aktion: Mehr Transparenz beim Partei-Sponsoring

LobbyControl führt – gemeinsam mit Campact, Mehr Demokratie und Transparency International – eine Kampagne für eine Reform der Parteienfinanzierung durch. Wir wollen den Einfluss großer Spenden begrenzen, Geldflüsse an Parteien transparenter machen und eine unabhängige Kontrolle der Parteifinanzen durchsetzen. Dafür haben wir über 22.000 Unterschriften gesammelt, die wir am 7. Juni 2010 in Berlin an […]
von 4. März 2010

Banner Aktion Parteisponsoring

LobbyControl führt – gemeinsam mit Campact, Mehr Demokratie und Transparency International – eine Kampagne für eine Reform der Parteienfinanzierung durch. Wir wollen den Einfluss großer Spenden begrenzen, Geldflüsse an Parteien transparenter machen und eine unabhängige Kontrolle der Parteifinanzen durchsetzen.

Dafür haben wir über 22.000 Unterschriften gesammelt, die wir am 7. Juni 2010 in Berlin an Vertreter der Parteien im Bundestag überreicht haben. (Hier ein Bericht mit Bildern von der Aktion.)

Auch wenn LobbyControl eine deutliche Sensibilisierung der Öffentlichkeit beim Thema Parteienfinanzierung bemerkt, und auch zu erkennen ist, dass der Unmut der Wahlbevölkerung von den Politikern langsam registriert wird – es passiert dennoch viel zu wenig.

LobbyControl wird sich auch in Zukunft für schärfere Regeln, unabhängige Kontrolle und verbindliche Transparenz in der Parteien-Finanzierung einsetzen. Wir werden weiter den Finger in diese wunde Stelle des parlamentarischen System in Deutschland legen.

Wenn Sie über kommenden Aktivitäten von LobbyControl informiert sein wollen, können Sie unseren E-mail-Newsletter abonnieren.

Hintergrundinformationen

Anlass für den Start unserer Sponsoring-Kampagne waren die Skandale Anfang 2010 um die Mövenpick-Spenden an die FDP und CSU und das Sponsoring bei Parteitagen und anderen Partei-Events wie „Rent-a-Rüttgers“ in NRW oder „Miet Dir den Tillich“ in Sachsen.

Wenn man an Parteienfinanzierung dachte, dann war der erste Gedanke immer: Spenden von Unternehmen und Verbänden. Hier haben das Interesse und die Sensibilität der Bürger in den letzten Jahrzehnten ständig zugenommen. Wie finanzieren sich die Parteien? Welchen  Branchen und Verbänden stehen sie nahe? Gibt es vielleicht einen Zusammenhang zwischen Geldflüssen und politischen Programmen?

Jetzt ist mit dem Sponsoring eine andere Form der Parteienfinanzierung in die Öffentlichkeit gerückt. Sponsoring bietet sich an, um die verschärften Regeln bei Spenden zu umgehen.

Die NRW-CDU forderte 1000,- Euro pro Quadratmeter für einen Stand beim NRW-Parteitag. Mindestgröße 14 qm. Audi hatte – laut einem uns vorliegenden Lageplan – auf dem letzten FDP-Parteitag in Hannover einen Stand von über 100 qm; der Quadratmeterpreis soll bei 220 Euro gelegen haben.

Für diese Zahlung haben die Unternehmen und Verbände keine wirtschaftlich adäquate Gegenleistung erhalten. Es sind letztendlich verdeckte Zuwendungen, die aber in der Bilanz des „Wirtschaftsunternehmens Parteitag“ verrechnet werden und dort verschwinden.

Presseberichte gehen von bis zu 10 Millionen Euro aus, die Parteien für ihre Events im Jahr ausgeben – es gibt nicht nur Bundes-, und Landesparteitage sondern auch „Zukunftsforen“ etc.

Die Besonderheit beim Sponsoring:

  • Sponsoring ist derzeit noch von der Steuer absetzbar (als Betriebsausgaben oder Werbung). Parteispenden sind hingegen nicht absetzbar.
  • Die Sponsoren werden nicht öffentlich genannt, ihre Zuflüsse werden mit den Ausgaben verrechnet.
  • Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Warum nicht eine eingeschlafene Partei-Zeitung mit Hilfe von üppigen Anzeigen wieder beleben und an die Kioske bringen?

Wir fordern: Der Zugang zu Politikern, insbesondere offiziellen Amtsträgern, darf nicht käuflich sein. Parteitage sollten sich auf ihr Kerngeschäft zurück ziehen: Debatte, Meinungsbildung, Abstimmungen, Personalentscheidungen.

Der aufgeblähte Lobby-Zirkus samt Gratis-Gaben, der Parteitage derzeit umgibt, ist geeignet, die Demokratie ins Lächerliche zu ziehen. Wenn dieser Trend anhält, darf sich niemand wundern über sinkende Mitgliederzahlen der Parteien, sinkende Wahlbeteiligung und allgemein sinkende Akzeptanz von Politik.

Wir brauchen eine Reform der Parteifinanzierung. Neben klaren Regeln und Grenzen für das Sponsoring fordern wir eine Obergrenze für Parteispenden, um den Einfluss einzelner Spender eine Grenze zu setzen. Außerdem muss die Parteifinanzierung unabhängig kontrolliert werden, nicht nur vom Bundestagspräsidenten. Nicht zuletzt müssen die Transparenz-Regeln für Parteispenden weiter verbessert werden:

  • Spenden ab 10.000 Euro müssen sofort offen gelegt werden (bisher erst ab 50.000 Euro).
  • Spenden ab 2.000 Euro müssen in dem detaillierten Rechenschaftsberichen der Parteien aufgelistet sein (bisher erst ab 10.000 Euro).
  • Die Spendendaten müssen für alle Bürger leicht zugänglich online präsentiert werden, am besten in einer durchsuchbaren Datenbank (momentan nur als einzelne pdf-Dateien).

Bereits Ende letzten Jahres hatte der Europarat von Deutschland gefordert, die Regeln für die Parteienfinanzierung zu verbessern. Die jüngsten Vorfälle verdeutlichen den Handlungsbedarf und haben eine neue politische Diskussion angestoßen. Jetzt müssen wir die Parteien zum Handeln bewegen.

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Kommentare

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10 Kommentare

Arnim Müller31. Mai 2010 um 16:41

Sehr geehrte Damen und Herren,
viele kennen den Beitrag von Herrn Seehofer, wo er sagt: Das Deutsche Politiker seit 30 Jahren das machen müssen, was Pharmakonzerne wünschen. Da geht mir der Hut hoch, wo leben wir denn, die Lobbyisten entwerfen Gesetze und unsere sogenannten Volksvertreter unterstützen diesen ganzen Mist noch. Hier muß sich schleunigst was ändern, sonst erleben wir alle ein riesiges Fiasko, was sich ja auch schon anbahnt.
Und wer noch Zweifel hat, der sollte sich mal folgende Seite anschauen:
http://www.drscheiner-muenchen.de/html/100mrd_eur_skandal.html#Vorwort

Mit freundlichen Grüßen an alle Aufrechten die den Mund aufmachen.

Martin Runow31. Mai 2010 um 18:44

Aus solchen monetären Verhaltensweisen so mancher Bundespolitiker, vor allem aber auch jener in den Landesparlamenten bis hin zu unseren Kommunalpolitikern wird nicht nur die Demokratie gewaltig unterhöhlt, sondern auch Politikverdrossenheit und Desinteresse an jedwedem politischem Mitwirken, aber auch an den Wahlen befruchtet und verstärkt. Wie würden wohl unsere Parteien aussehen, wenn sie sich n u r noch aus den Mitgliederbeiträgen ihrer Anhänger speisen müßten? Wir hätten wahrscheinlich in diesem schönen Land eine völlig andere Ordnung und Konstellation.
Die meisten unserer Politiker haben keinen, aber wirklich keinen Grund auf die Abzocker und Finanzhassadeure zu zeigen, die die Welt in tiefe Krisen stürzt; denn sie sind im Grunde noch viel schlimmer als diese. Die Landtagswahlen in NRW zeigen einmal mehr, daß wir Bürger nicht gewillt sind, solche Sauereien – als etwas anderes kann man doch das Handeln und Verhalten der FDP oder von Ministerpräsident Rüttgers nicht werten – widerspruchslos hinzunehmen. Sowohl die FDP als auch die CDU wurden zurecht durch die Wähler abgestraft. Recht so!
Aber um der Ehrlichkeit zu genügen, muß auch angemerkt werden, daß es in den anderen Parteien nicht grundsätzlich anders aussieht. Auch dort werden willig, ja bereitwillig Spenden angenommen und vermutlich auch nicht immer offen deklariert.
Und Politiker, die für viel Geld bei Banken, Versicherungen oder vor Konzernmanagern gutdotierte Vorträge halten, sind von der Korrumpier-barkeit auch nicht weit entfernt. Das zeigt sich vor allem auch dann, wenn sie ihr Amt verlieren und im Tingeltangel durch das Land ziehen und sich für Vorträge regelrecht anbiedern. Der Beispiele gibt es unzählige.
Hier müßte der Gesetzgeber endlich Ordnung schaffen und Demokratie gewährleisten. Aber wie soll das gehen, wenn er selbst, der Gesetzgeber, zu jenen gehört, die sich so ihr Zubrot verdienen?

Marcia Kia Simpson-James9. Oktober 2010 um 15:37

This theft of public money has gone on too long. I hope that we can stop the corruption by supporting and participating in these actions. These criminals need to be dealt with.Send them to jail.

Linden K. H.4. Dezember 2010 um 2:37

Der Bürger wird immer transparenter, die von ihm beauftragten Politiker werden immer undurchsichtiger. Ob mein verbaler Protest daran etwas ändern wird? Ein Augenblick der Scham geht schnell vorüber! Manche Politiker sind wahrscheinlich auch gegen den geringsten Anflug von Scham immun. Da helfen wohl nur noch adäquatere Mittel. und die mehr und mehr werdenden Bürgerbewegungen ähnlicher Art scheinen einen Weg zu weisen und geben Hoffnung, dass die duldsamen Deutschen doch noch in Bewegung kommen.

Es gibt viel zu tun!

iphone glas reparatur9. Dezember 2010 um 17:06

Danke für den Bericht sehr intressant .Macht weiter so mit eurer seite.

Mark Machinski31. Januar 2011 um 11:13

@ georg hoffer

bin ganz deiner meinung, endlich sagt mal einer, was los ist

Klaus- Bärbel31. Januar 2011 um 17:24

Zu den Parteispenden mein Nachtrag:

Alle Spenden, gleich von wem, kommen auf ein Konto und werden entsprechend der nachgewiesenen Mitgliedeterzahlen aufgeschlüsselt.

Das Ergebnis: Die Spendensummen fallen rapide und die Parteien müssen sich wieder auf ihre Mitglieder besinnen. Damit wäre auch der Beweis erbracht, warum Untgernehmen und Privatpersonen manchmal recht erkleckliche Summen spenden.

Kerzen9. Februar 2011 um 10:00

Partei Sponsoring sollte ab geschaft werden. Mich sponsort auch keiner. Die sollten Ihr Geld mal mit richtiger Arbeit verdienen !

Andi9. März 2018 um 19:51

Solange Politiker von einer anderen Firma „bezahlt“ werden, kann man sich nie sicher sein, ob Sie im interesse des Volkes oder im Interesse des Sponsors handeln. Die verdienen eh so viel Kohle, erhöhen regelmäßig ihre Diäten in solchen Höhen, die ein normaler Arbeitnehmer niemals erhalten würde und erhalten dann noch nebenbei Geld von „Sponsoren“? Naja das liebe Geld ist wichtiger als im Sinne des Volkes die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Sebastian-Nuernberg27. November 2018 um 0:28

Sponsorkauf mit Politischem Hintergedanken. Schaden, dass das Machtanstreben der Menschen für jede Sitiuation in den Vordergrund gewungen wird. Naja das liebe Geld ist wichtiger als das Wohl aller.