Aus der Lobbywelt

Enthüllt: Tech-Branche investiert Rekordsumme in EU-Lobbyarbeit – Ausgaben steigen auf 151 Mio. €

Brüssel/Köln– Eine neue Analyse von LobbyControl und Corporate Europe Observatory auf Basis des EU-Transparenzregisters zeigt: Die Tech-Branche hat ihre Ausgaben für Lobbyarbeit auf ein Rekordniveau von 151 Millionen Euro gesteigert.

von 22. Oktober 2025

Diese Rekordsumme an Lobbyausgaben von Google, Microsoft, Meta und Co. – kombiniert mit dem massiven Druck der US-Regierung unter Donald Trump –ergibt eine gefährliche Mischung: Während Big Tech seinen Einfluss in Europa ausbaut, bewegt sich die EU auf einen Kurs in Richtung Deregulierung zu. Damit werden jahrelange Fortschritte bei der Regulierung des Internets und der Eindämmung der Monopolmacht von Digitalkonzernen bedroht.

Anstatt die Tech-Regeln aufzuweichen und vor den mächtigen Lobbyinteressen einzuknicken, muss die EU jetzt gegensteuern und ihre hart erkämpften Digitalregeln konsequent durchsetzen, um Big Tech endlich in die Schranken zu weisen.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • Die Digitalindustrie gibt inzwischen jährlich 151 Millionen Euro für Lobbyarbeit in der EU aus – ein Anstieg um 33,6 % seit 2023 und um 55,6 % seit 2021. Das ist der höchste jemals verzeichnete Lobbyetat des Technologiesektors in Brüssel.
  • Die zehn Unternehmen mit den höchsten Lobbyausgaben sind für 49 Millionen Euro verantwortlich – das ist ein Drittel der gesamten Lobbyausgaben der Digitalbranche. Spitzenreiter ist Meta mit zehn Millionen Euro.
  • Die Zahl der Digital-Lobbyistinnen ist von 699 auf 890 Vollzeitäquivalente (FTE) gestiegen. Damit gibt es inzwischen mehr Tech-Lobbyistinnen als Abgeordnete im Europäischen Parlament. 437 von ihnen verfügen über einen Lobbyausweis – das verschafft ihnen nahezu uneingeschränkten Zugang zum Parlament.
  • Big Tech führte in der ersten Hälfte des Jahres 2025 durchschnittlich drei Lobbytreffen pro Tag – ein deutliches Zeichen für ihren privilegierten Zugang zu EU-Entscheidungsträgerinnen. In diesem Zeitraum fanden 378 Treffen mit leitenden Kommissionsvertreterinnen und Europaabgeordneten statt. Das entspricht im Schnitt mehr als einem Treffen pro Arbeitstag mit der Kommission (1,17) und fast zwei mit Abgeordneten (1,87).

Felix Duffy von LobbyControl kommentiert:

„Unsere Analyse zeigt: Big Tech investiert Rekordsummen, um europäische Digitalregeln zu verwässern – gerade jetzt, wo diese Regeln wichtiger sind denn je. Dieses systematische Lobbying untergräbt eine demokratische Digitalpolitik.
Die Tech-Giganten haben schon heute viel zu viel Macht. Statt die Digitalregeln zu schwächen, muss die EU sie endlich konsequent umsetzen – und Big Tech in die Schranken weisen.“

Bram Vranken von Corporate Europe Observatory ergänzt

„Die Lobbymacht der Tech-Industrie ist nicht nur beispiellos, sondern auch höchst alarmierend. Ursula von der Leyens Deregulierungsagenda öffnet Big Tech Tür und Tor – und gefährdet jahrelange Fortschritte bei der Regulierung schädlicher KI-Systeme, beim Datenschutz und beim Eindämmen der Monopolmacht von Big Tech.
Die Kommission sollte ihre digitalen Regeln entschlossen durchsetzen – statt sich vor mächtigen Konzerninteressen zu beugen.“

Hintergrund:

Hier finden Sie die komplette Recherche mit weiteren Hintergrundinformationen und Infografiken

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