Pressemitteilung

YouGov-Umfrage: Mehrheit für harte Linie gegen Big Tech

Rund zwei Drittel der Menschen in Deutschland, Frankreich und Spanien befürworten ein hartes Vorgehen der EU gegenüber großen Tech-Konzernen, auch wenn dies die Beziehungen zu US Präsident Trump gefährden könnte. Das zeigt eine neue repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov. Nur 13-14% sind demnach gegenteiliger Ansicht [1].

von 3. Juli 2025

Zugleich ist rund die Hälfte der Befragten in den drei Ländern der Meinung, dass die großen TechKonzerne mächtiger sind als die EU, während nur 9% in Frankreich, 12% in Deutschland und 15% in Spanien glauben, dass die großen Technologieunternehmen weniger mächtig sind [2]. Die von LobbyControl, People vs Big Tech und WeMove Europe veröffentlichte Umfrage erscheint zu einem Zeitpunkt wachsender politischer Spannungen zwischen der EU und den USA im Vorfeld von Trumps „Zolltag“ am 9. Juli, während die europäischen Digitalgesetze zunehmend unter Beschuss geraten.

Laut einem Bericht des Handelsblatt erwägt die EU der US-Regierung bei der Durchsetzung des Digital Markets Act (DMA) weitreichende Zugeständnisse zu machen. Es soll ein Gremium eingerichtet werden, in dem die US-Techkonzerne bei der Durchsetzung des Digital Markets Act mitreden dürfen. Das Einflussgremium dürfte eine Abschwächung des DMA zur Folger haben. Zwar bestritten Verantwortliche in Brüssel zunächst, dass die Durchsetzung des DMA zur Disposition stehe, wiederholten dieses Dementi jedoch zuletzt nicht mehr.

Die EU-Kommission wird zudem in Kürze die Ergebnisse ihrer lang erwarteten kartellrechtlichen Untersuchung des Werbemonopols von Google (Google/Adtech) bekannt geben. Laut YouGovUmfrage sprachen sich rund doppelt so viele Befragte für eine Zerschlagung von Big-Tech Unternehmen durch die EU aus wie diejenigen, die glauben, dass die EU dies nicht tun sollte [3]. Die Forderung nach einer Zerschlagung von Google durch die Kommission wird von 18 ehemaligen europäischen Staats- und Regierungschefs, dem Wirtschaftsnobelpreisträger Daron Acemoglu sowie von mehr als 115 000 europäischen Bürgern und Bürgerinnen in einem kürzlich von zivilgesellschaftlichen Organisationen eingereichten Appell unterstützt. 

Weitere Ergebnisse der Umfrage

  • 47% der Befragten in Deutschland, 42% in Frankreich und 38% in Spanien sind der Meinung, dass die europäische Durchsetzung von Gesetzen, die sich mit dem Einfluss und der Macht von Big-Tech-Unternehmen befassen, zu locker ist. Im Vergleich dazu sind nur 6% in Deutschland, 5% in Frankreich und 7% in Spanien der Meinung, dass sie zu streng sind [4].
  • Eine deutliche Mehrheit hält die große Nähe der Big-Tech-CEOs zu Donald Trump für problematisch (Deutschland 57% gegenüber 7%, die darin kein Problem sehen, Frankreich 56% gegenüber 10%, Spanien 60% gegenüber 10%) [5].
  • In allen drei Ländern sind mehr Menschen der Meinung, dass Big-Tech-Unternehmen einen negativen Einfluss auf die europäische Demokratie haben als einen positiven [6].• In Frankreich sind fast dreimal so viele Menschen der Meinung, dass sich Big Tech negativ auf die europäische Demokratie auswirkt (39%), als diejenigen, die das Gegenteil sagen (15%).
  • In Deutschland sind 42% der Meinung, dass sich Big Tech negativ auf die europäische Demokratie auswirkt, das sind fast fünfmal so viele wie die, die einen positiven Einfluss sehen (9%).
  • In Spanien sind mehr als doppelt so viele Menschen (41%) der Meinung, dass Big Tech einen negativen Einfluss auf die europäische Demokratie hat, als dass sie einen positiven Einfluss (18%) sehen.
  • Die EU-Spitzen haben Rückendeckung von den Anhängern ihrer eigenen politischen
    Parteien, wenn es darum geht, Gesetze gegen große Technologieunternehmen durchzusetzen. In Spanien unterstützen 79% der Anhänger der PSOE, der Partei der EUWettbewerbskommissarin Teresa Ribera, die EU bei der Durchsetzung von Gesetzen gegen Big Tech. In Deutschland unterstützen 74% der Anhänger der CDU/CSU, der Partei der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die EU bei der Durchsetzung von Gesetzen gegen Big Tech [7]

Max Bank, Researcher und Campaigner bei LobbyControl sagte:

„Eine große Mehrheit will, dass die EU hart gegen Big Tech vorgeht. Auch Ursula von der Leyens eigene politische Basis, die Wähler der CDU/CSU, sagen ihr unmissverständlich, dass sie trotz Trumps Einschüchterungstaktik an den EU-Tech-Regeln festhalten soll. Es ist an der Zeit für die EU, Google zu zerschlagen, die Demokratie zu verteidigen und dem Druck aus den USA auf Europas Techregeln nicht nachzugeben.“

Rasha Abdul Rahim, Interimsgeschäftsführerin von People Vs Big Tech, sagte:

„In ganz Europa sehen die Menschen Big Tech als das, was es ist: eine Bedrohung für Demokratie und Bürgerrechte. Diese Umfrage zeigt: Die Menschen in Frankreich, Deutschland und Spanien erwarten von der Kommission, dass sie eine harte Linie fährt. Diese Plattformen haben sich ein Imperium aufgebaut, indem sie die Debatte verzerrt, sich der Kontrolle entzogen und die öffentlichen Institutionen geschwächt haben. Wenn die EU bei der Durchsetzung ihrer digitalen Gesetze einknickt, sendet sie eine klare Botschaft: Nicht gewählte Tech-Oligarchen und Konzernlobbys sind wichtiger als der demokratische Wille der Bürger und Bürgerinnen.“

Giulio Carini, Senior Campaigner bei WeMove Europe sagte:

„Die Menschen in ganz Europa fordern starke Maßnahmen, um Big Tech zur Rechenschaft zu ziehen. Unsere Umfrage zeigt, dass
es in Deutschland, Frankreich und Spanien eine starke Unterstützung für die Zerschlagung des AdTech-Monopols von Google gibt. Es ist Zeit für die Kommission zu handeln. Eine strukturelle Zerschlagung würde beweisen, dass die EU-Gesetze greifen und dass kein Unternehmen, egal wie mächtig, über den Regeln steht. Die Instrumente sind vorhanden. Jetzt muss die Kommission auf die Europäer und Europäerinnen hören und vorangehen.“

Um Interviews mit den oben genannten Personen zu vereinbaren, wenden Sie sich bitte an
connor.turner@betterinfoproject.org oder presse@lobbycontrol.de

Hintergrund

  • Die Umfrage wurde von YouGov zwischen dem 5. und 16. Juni 2025 in Spanien, Deutschland und Frankreich durchgeführt.
  • Die Umfrage ist repräsentativ und umfasste 2.070 Befragte in Frankreich, 2.323 in Deutschland und 2.077 in Spanien, woraus sich theoretische Fehlermargen von plus/minus 2,2%, 2,0% bzw. 2,2% ergeben.
  • Die Ergebnisse der Umfrage finden Sie hier.

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