Lobbyismus in der EU

Bilderberg Elite-Treffen in Griechenland

Am Wochenende fand in der Nähe von Athen das jährliche Bilderberg-Treffen statt, ein vertrauliches und streng abgeschirmtes globales Elite-Treffen mit Teilnehmern aus Wirtschaft, Politik, Militär und Medien. Ein zentrales Thema dieses Jahr war – wenig überraschend – die Wirtschaftskrise. Die Finanzbranche war stark präsent, etwa durch Josef Ackermann für die Deutsche Bank, Henry R. Kravis […]
von 20. Mai 2009

Am Wochenende fand in der Nähe von Athen das jährliche Bilderberg-Treffen statt, ein vertrauliches und streng abgeschirmtes globales Elite-Treffen mit Teilnehmern aus Wirtschaft, Politik, Militär und Medien. Ein zentrales Thema dieses Jahr war – wenig überraschend – die Wirtschaftskrise. Die Finanzbranche war stark präsent, etwa durch Josef Ackermann für die Deutsche Bank, Henry R. Kravis von der Private Equity-Firma KKR, David Rockefeller (Chase Manhattan Bank) sowie Vertretern von Morgan Stanley, Goldman Sachs und anderen Banken und Investmentfirmen. Auch die Präsidenten der Weltbank und der Europäischen Zentralbank waren anwesend sowie Neelie Kroes, EU-Wettbewerbskommissarin und Paul A. Volcker, Chairman des Economic Recovery Advisory Boards in den USA und und und….

Hier die offizielle Pressemitteilung und Teilnehmerliste 2009, wie sie vom Bilderberg-Sekretariat verschickt wird (pdf). In Blogs wurde insbesondere über eine mögliche Teilnahme der Grünen-Vorsitzenden Cem Özdemir diskutiert. Er tauchte auf einer früheren Einladeliste auf, die eine griechische Zeitung veröffentlichte. Özdemir hat die Teilnahme allerdings bestritten und wurde zudem bei der DGB-Demonstration am Samstag in Berlin gesehen; auf der endgültigen Teilnehmerliste steht er auch nicht mehr. Dort finden sich als deutsche Politiker nur noch Eckart von Klaeden und Roland Koch (beide CDU).

Wie meistens gab es nur wenig Medienberichte über das elitäre Treffen: in Deutschland nur die Junge Welt, die Los Angeles Times berichtete über (getrennten) Proteste von griechischen Nationalisten und Kommunisten gegen die Bilderberg-Konferenz und der britische Guardian schickte den Komiker Charlie Skelton als „Reporter“ nach Athen. Es sah erst nach Klamauk aus – hat aber auch interessante Facetten. Lesenswert ist zudem ein Interview des österreichischen Standard mit dem Wissenschaftler Kees van der Pijl, der darin auch auf die hochproblematischen Weltverschwörungstheorien eingeht, die sich um Bilderberg ranken. Nur ein Zitat daraus:

Eine Verschwörungstheorie will immer sagen, dass die Verschwörer alle Aspekte einer Situation weitgehend unter Kontrolle haben. Die Bilderberger haben hingegen nichts unter Kontrolle, sie haben nur Zugang zu anderen Netzwerken und Regierungen. Was dort gesagt wird, hat eine überdurchschnittliche Reichweite.

Es ist also relevant, was bei den Bilderberg-Treffen hinter verschlossenen Türen diskutiert wird, aber vor den Verschwörungstheorien sollte man sich besser hüten. Auf jeden Fall bräuchte es mehr kritische Öffentlichkeit und Berichterstattung über die Konferenzen als bisher. Dabei spielen Medien eine wichtige Rolle bei den Bilderberg-Treffen, in Deutschland insbesondere „Die Zeit“. Aber die teilnehmenden Journalisten (dieses Jahr Matthias Naß) halten sich strikt an die Verschwiegenheitsregel der Bilderberger.

Weitere Informationen zu Bilderberg auf unserer Webseite:

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