Kurzmeldung

Glyphosatbericht jetzt veröffentlichen!

Die EU-Kommission hält einen wichtigen Bericht über das Ackergift Glyphosat vor der Öffentlichkeit geheim – nur Hersteller wie Monsanto durften ihn lesen. Nicht mit uns. Wir fordern, den Bericht sofort zu veröffentlichen!
von 27. August 2015

Die EU-Kommission hält einen wichtigen Bericht über das Ackergift Glyphosat vor der Öffentlichkeit geheim – nur Hersteller wie Monsanto durften ihn lesen. Nicht mit uns. Wir fordern, den Bericht sofort zu veröffentlichen!

In den nächsten drei Wochen entscheidet die EU-Kommission, ob sie den Bericht veröffentlicht oder nicht. Wir wollen nicht zulassen, dass sie die Öffentlichkeit ausschließt, aber Konzerne mitreden lässt, wenn es um unsere Gesundheit geht. Unterzeichnen Sie deshalb unseren Appell an EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis.

Update:
Der Bericht des BfR ist mittlerweile öffentlich – die EFSA hatte angekündigt, ihn nach ihren Schlussfolgerungen zu veröffentlichen. Unsere Aktion „Glyphosatbericht jetzt veröffentlichen“ ist damit beendet. Auch wenn wir die EU-Kommission mit den 17.000 Unterschriften nicht überzeugen konnten, den Bericht zu veröffentlichen, bevor sie ihr abschließendes Urteil trifft – die Aktion war ein erster Baustein des großen öffentlichen Drucks, den die EU-Kommission seit diesem Sommer zu dem Thema zu spüren bekommen hat.

Hintergrund der Aktion

Ende diesen Jahres muss die EU-Lebensmittelbehörde EFSA der EU-Kommission ihr Urteil übermitteln: Soll dem Antrag mehrerer Hersteller des Ackergifts Glyphosat auf eine Verlängerung seiner Zulassung um weitere zehn Jahre zugestimmt werden?

Deutschland ist als sogenannter Berichterstatter für die europäisch-gemeinschaftliche Bewertung von Glyphosat zuständig. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bekam diese Aufgabe und hat einen Bericht erstellt. Bereits 2014 hat es verlauten lassen, dass es das Mittel unbedenklich für den Menschen halte und die Wiederzulassung empfehle.

EU-Kommission erklärt umstrittenen Bericht zur Verschlusssache

Daran hat sich auch trotz der Einstufung von Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ durch die Weltgesundheitsorganisation WHO Anfang des Jahres nichts geändert. Die Organisation „Testbiotech“, die sich für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie einsetzt, wollte nun sehen, wie das Institut zu diesem Ergebnis kommt und hatte vor Kurzem die Herausgabe des Berichts bei der EU-Kommission beantragt. Auch andere Organisationen wie das Umweltinistut München hatten bereits versucht, das Dokument zu erhalten.

Doch die EU-Kommission hat nun erklärt, dass der Bericht vollständig der Geheimhaltung unterliege. Eine Veröffentlichung der Daten zu diesem Zeitpunkt sei voreilig und würde den Prozess der Bewertung durch die EFSA angeblich unterminieren.

Monsanto und Co. hatten frühzeitigen privilegierten Zugang zum BfR-Bericht

Das ist absurd, wenn man weiß, dass Monsanto und andere Hersteller von Glyphosat Zugang zu der Studie hatten, und zwar bereits zu einem Entwurf von Januar 2015. Mehr noch, eine Studie der Industrie, die zu dem Ergebnis kommt, dass Glyphosat nicht krebserregend sei, wurde vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) laut Testbiotech in dessen Abschlussbericht verwendet.

Es ist erschreckend zu erfahren, wie viel Einfluss die Hersteller des Ackergifts auf die Erstellung des Berichts nehmen durften. Bei seinen Auswertungen hat das BfR vor allem Studien herangezogen, die von den Herstellern stammen, nicht von unabhängigen Forschern. Eine Vorgehensweise, die sogar gesetzlich vorgeschrieben ist – und ein Skandal, der ebenfalls dringend auf den Tisch muss.

Wir dürfen nicht zulassen, dass die Industrie gefragt wird, wenn es um die Zulassung ihrer Produkte geht, und die Öffentlichkeit ausgesperrt wird. Glyphosat ist das am meisten verkaufte Ackergift der Welt. Für Monsanto und Co. geht es um ein Milliardengeschäft.

Die EU-Kommission entscheidet in den kommenden drei Wochen, ob sie dem Widerspruch von Testbiotech stattgibt und den Bericht doch noch herausrückt. Unterschreiben Sie unseren Appell und machen Sie dem Gesundheitskommissar Druck!
[button]Unterzeichnen Sie unseren Appell: Glyphosatbericht jetzt veröffentlichen![/button]

Lesen Sie die Originaldokumente und mehr Infos zu Glyphosat auf der Seite von Testbiotech e.V.

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10 Kommentare

uwe9. September 2015 um 20:59

Leider leben wir mittlerweile nicht mehr in einer Scheindemokratie wie nach dem 2. Weltkrieg, sondern in einer Kapitaldiktatur. Der Unterschied: Korruption, Begünstigung von Entscheidungsträgern usw. sind mittlerweile so allgegenwertig, dass sich kein Mensch mehr daran stört, wenn z.B. mal ein Ex-Kanzleramtsminister in einen Lobbyistensessel bei der Bahn fällt, obwohl er vom reinen Business seines Arbeitgebers nicht die leiseste Ahnung hat. Über solche Meldungen wird kurz ein wenig gemault und dann zum nächsten Punkt übergegangen. Bei F.-J. Strauss gab es noch einen riesen Skandal in den Medien, der ihm seine Karriere zumindest ein bisschen versaute. Heutzutage wird in den Medien über solche Vorgänge berichtet, als würden Korruption und Bestechlichkeit in Politik und Justiz zum Alltag gehören….ach so, stimmt….tun sie ja leider auch.
Begünstigt wird das ganze leider noch dadurch, dass immer weniger Menschen wählen gehen und dem Neoliberalismus dadurch ungewollt in die Karten spielen. Die Ausrede „es ändert sich ja doch nix“ erinnert mich an einen kranken Hund, der weiß, dass er zum Einschläfern gebracht wird und noch freiwillig ins Auto springt anstatt seinem Herrchen in den Hintern zu beißen.

Lennart H oes10. September 2015 um 8:34

Die Hinweise, dass glyphosat ein gefährliches und inzwischen pandemisch vorkommendes molekül ist sind evident – krebserregend… Und tödlich, nicht nur für Unkraut.

Als ich las, dass heute die Milch stillender mütter in Deutschland schon 20x mehr Glyphosat enthält als es von (sonst schon sehr lockeren) Richtlinien noch als unbedenklich gilt, hat mich erschrocken!

Was passiert mit meinem 3-monatigem Sohn wenn er permanent solchen Belastungen durch Pestizide in der Umwelt, der Milch, Nahrung und Grundwasser ausgesetzt ist!? Wird er leukämisch mit zwei, bekommt eine lähmende Hirn-op mit 12, nur Allergien und ADS oder Demenz mit 36?
Keiner kann behaupten, dieses Mittelchen sei genügend geprüft und noch ausreichend unter Kontrolle. Ich bin besorgt

Alfred E.11. September 2015 um 16:35

Braucht man hier noch Quellen?
Falls Sie Ihn noch nicht gesehen haben:
Unten der link zum wirklich informativen HORROR-Film über Glyphosat!
Das dürfte aller berechtigten Quellen-Anspruch hinreichend befriedigen.

Und – Glyphosat ist nicht irgend ein weiteres Pestizid in einer langen Kette.
Damit Sie die wahre Tragweite erkennen:
Bitte beachten Sie insbesondere die Aussage von Prof. Dr. Monika Krüger (Uni Leipzig) nach Minute 11:00, deren Bedeutung gar nicht schwerwiegend genug eingeschätzt werden kann:

Zitat: „Wir haben fest gestellt, dass Glyphosat auf die gesundheitsfördernden (!!!) Bakterien abtötend (!!!) wirkt, während pathogene oder krankheitsauslösende Spezies durch das Glyphosat nicht beeinträchtigt werden.”
(Prof. Dr. Monika Krüger, Uni Leipzig:)

Das bedeutet nicht weniger, als dass Glyphosat nicht nur einen nachweislich vernichtenden Eingriff ins körpereigene Immunsystem darstellt, sondern – mehr noch – einen Teppich für pathogene Spezies ausbreitet. Kann man sich etwas perfideres vorstellen?

Das wollen die „Verantwortungsträger“ in Brüssel und anderswo natürlich nicht wissen. Das DARF NICHT sein. Daher wollen sie sich mit dieser Tatsache nicht konfrontieren und „haben keine Zeit“ für die Übernahme der Unterschriften. Aber sie sind Mitwisser, da sie natürlich auch eine InformationsPFLICHT haben. Sie vergehen sich, WISSEND (!) an der Gesundheit der Bevölkerung. Sie nehmen die Versehrtheit derselben in Kauf.
Dafür muss man ihnen den Prozess machen! Wir sind gegenüber der chemischen Industrie mittlerweile in der Selbstverteidigungsphase angekommen. Will sagen, wer die Äcker der Welt verseucht, muss mit Notwehr rechnen.

http://www.arte.tv/arte_vp/index.php?json_url=http%3A%2F%2Ffuture.arte.tv%2Fde%2Fplayer%2F22766&lang=de_DE&config=arte_future&rendering_place=http%3A%2F%2Ffuture.arte.tv%2Fde%2Fwege-des-fleisches%23article-anchor-26016&share=1

Konrad Fischer11. September 2015 um 17:31

Deine Einschätzung der Lage ist kurz, wie eine Predigt sein sollte
und auch so zutreffend, wenn auch gar nicht erbaulich.
Die Schlussfolgerung: Noch wählen? Bin selbst gespalten. Soll man den
Politikschauspielern eine Legitimation mit dem Stimmzettel ser-
vieren? Was ist die Alternative? Ich schreibe an meine Stimmkreisab-
geordnete, suche mit ihnen in Kontakt zu kommen, sammle
unverdrossen Unterschriften, damit die Mitmenschen wenigsten
mal was von den eigentlichen Problemen erfahren. Hast du noch
Ideen?
K. Fischer

Kritiker25. September 2015 um 23:05

Täglich 1500 $:
Monsanto hat in der Vergangenheit bewiesen, wie wenig solide ihr Umgang mit der Wissenschaft ist.
Als es um Schadenersatzzahlungen ging für Schäden, die Agent Orange auch an Vietnamsoldaten verursachte, hat Monsanto einer der wichtigsten britischen Forscher im Bereich Chemie und Gesundheit, Sir Richard Doll, über 20 Jahre lang mit täglich (!) 1500 $ finanziert.
Roundup könnte ein ähnliches Desaster werden:
Mittlerweile haben sich Resistenzen gegen Roundup-Mais entwickelt. Farmer müssen also trotz Genpflanzen zum Teil schon erheblich mehr Düngemittel einsetzen als vorher.

Karsten18. Oktober 2015 um 9:14

Meinst Du wirklich, ‚Claude-Alexander‘, daß wirklich kluge, sachliche und ernsthaft vorgetragene kritik in Form von LeserInnenbriefen oder gar durch reguläre Artikel den selben Stellenwert haben, wie die bezahlten Anzeigen der Werbekundschaft?

Falls ja: alles in Ordnung.

Ich gehe davon aus, ohne mich selbst der Mühen eigentlich notwendiger widerständiger Erwiderungen selbst an große Medien zu unterziehen, um der Enttäuschung vorzubeugen bei nicht erfolgter Veröffentlichung, daß nur die dem jeweiligen Produktleitbild entsprechenden Kommentare und einige leicht kritisch angehauchte zudem, um die Offenheit für Kritik zu zeigen, gebracht werden.

Martius, Benjamin23. Oktober 2015 um 16:56

Sehr geehte Damen und Herren,

es wäre zumindest nicht so schlecht, wenn sich gegebenenfalls an dieser Stelle etwas ändern würde.

Mfg

ben.martius

Twitter : @MartiusBen ( Facebook-Profil vorhanden )

Martin Raschka27. Oktober 2015 um 15:18

Professor Dr. Dr. Andreas Hensel vom BfR hält bisher an der „Feststellung“, dass Glyphosat unbedenklich ist fest. Viele andere tun das auch. Da muss doch etwas dran sein! Wäre der Einsatz dieses unbedenklichen Mittels des unbedenklichen Fortschritts nicht ebenso unbedenklich bei den Damen und Herren, die das eben unbedenklich finden, vor der Haustür zu sprühen? Die Chefetage der unbedenklichen Firma Monsanto würden sofort Schadens- und Schmerzengeldforderungen in unbedenklicher Millionenhöhe einklagen.

P9. November 2015 um 16:42

Guten Tag S.G.

Haben Sie noch weitere Literaturhinweise bezüglich der Verknüpfungen von Schule und Wirtschaft? Ich werde vermutlich demnächst über dieses Thema schreiben.

Mit freundlichen Grüßen,
P

Lars Meyer-Ohlendorf17. September 2017 um 2:12

In Argentinien ist die Wiederwahl des Präsidenten beschränkt – willst du mal vorbeikommen?
Gruss,
Lars