Aus der Lobbywelt

Lobbypedia: einjähriges Jubiläum und neues Portal

Der Start des lobbykritischen Online-Lexikons Lobbypedia vor einem Jahr verlief besser als erwartet. Berichte auf spiegel.de, zeit.de und taz.de sorgten für einen Besucherandrang. Zum einjährigen Jubiläum wollen wir einen Blick zurückwerfen und starten zugleich ein neues Portal zu Lobbyisten in Ministerien. Es ersetzt unsere alte Datenbank keine-lobbyisten-in-ministerien.de und enthält die aktuellen Informationen über sogenannte „externe […]
von 17. November 2011

Der Start des lobbykritischen Online-Lexikons Lobbypedia vor einem Jahr verlief besser als erwartet. Berichte auf spiegel.de, zeit.de und taz.de sorgten für einen Besucherandrang. Zum einjährigen Jubiläum wollen wir einen Blick zurückwerfen und starten zugleich ein neues Portal zu Lobbyisten in Ministerien. Es ersetzt unsere alte Datenbank keine-lobbyisten-in-ministerien.de und enthält die aktuellen Informationen über sogenannte „externe Mitarbeiter“ in Bundesministerien und -behörden.

Was ist die Lobbypedia
Die Lobbypedia ist ein unabhängiges, lobbykritisches Online-Lexikon, dass von LobbyControl betrieben wird. Es soll einer breiten Öffentlichkeit Fakten und Zusammenhänge über die Einflussnahme auf Politik und Öffentlichkeit liefern. Ähnlich wie bei der Wikipedia kann sich jeder über den Menü-Punkt „Diskussion“ beteiligen und Artikel kommentieren und ergänzen. Um dauerhaft mitschreiben zu können, wird jedoch ein Account benötigt, der hier beantragt werden kann. Mit der Lobbypedia verfolgen wir drei Ziele: Transparenz schaffen, mehr demokratische Kontrolle und Debatte durch Öffentlichkeit ermöglichen und die politischen Handlungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger vergrößern.

Rückblick
Die Entwicklung im ersten Jahr verlief in einigen Bereichen besser als erwartet, in anderen hätten wir uns mehr gewünscht. Als schwierigste Aufgabe hat sich herausgestellt, externe AutorInnen für die Lobbypedia zu gewinnen. Das Beantragen eines Accounts stellt natürlich eine nicht zu unterschätzende Hürde dar. Aber aus unserer Perspektive ist sie notwendig, um einseitige Einflussnahme und eine sofortige Beschönigung kritischer Artikel zu verhindern.

Gleichzeitig haben sich die AutorInnen, die aktiv am mitschreiben sind, stark engagiert und viel Arbeit geleistet. Ohne die aktive Mitarbeit von AutorInnen außerhalb des LobbyControl-Büros hätten wir nicht so stark wachsen können.

Inhaltlich fällt die Bewertung ähnlich aus. Während der Bereich Baulobby seit dem Start leider kaum erweitert wurde, sind andere Bereiche stark gewachsen. So wurde beispielsweise das Portal Seitenwechsel kontinuierlich erweitert und eine umfangreiche Sammlung von Artikel angelegt, die sich mit neoliberalen Stiftungen und ihren Verstrickungen untereinander beschäftigt. Das zeigt, dass es neben den thematischen Schwerpunkten Möglichkeiten gibt, die Ideen der AutorInnen zu verwirklichen.

Wie erfolgreich sich die Lobbypedia im letzten Jahr entwickelt hat, verdeutlicht ein Blick auf die Zahlen:

  • die Anzahl der Artikel wurde von 250 auf über 500 mehr als verdoppelt
  • insgesamt wurden diese Artikel über 5000 mal bearbeitet
  • die Startseite wurde bis heute 212 631 mal aufgerufen
  • im Oktober diesen Jahres gab es ca. 8300 Besuche, die sich insgesamt 24 000 Seiten anschauten.

Neues Portal
Passend zum Jubiläum starten wir ein neues Portal zu „Lobbyisten in Ministerien“. Dazu wurden die Daten, die wir bereits an anderer Stelle gesammelt hatten, übertragen, ergänzt und aktualisiert.

Beim Thema „Lobbyisten in Ministerien“ geht es darum, dass in Bundes- und Landesministerien Angestellte von großen Unternehmen und Verbänden arbeiten. Zeitgleich zu ihren Tätigkeiten in den Ministerien werden sie weiter von ihren eigentlichen Arbeitgebern, den Unternehmen und Verbänden, bezahlt. Durch eine Verwaltungsvorschrift wurde diese Praxis 2008 nach Protesten eingeschränkt. Aber es gibt weiterhin Schlupflöcher und Defizite bei der Umsetzung der Richtlinie. Vor allem werden nach die Berichte der Bundesregierung über den Einsatz der externen Mitarbeiter nur dem Haushaltsausschuss des Bundestags zugeleitet. Den Bürgerinnen und Bürgern sind sie offiziell nicht zugänglich.

Diesem Transparenzdefizit hilft das neue Lobbypedia-Portal ab. Es enthält alle Fälle „externer Mitarbeiter“ aus diesen Berichten (die uns alle vorliegen). In dem Portal finden Sie so alle Lobbyisten, die in Ministerien mitarbeiteten oder immer noch mitarbeiten, sortiert nach Ministerien und nach Branchen.

Ausblick
Wir wollen die Lobbypedia im nächsten Jahr weiter ausbauen, d.h. wir wollen die Anzahl der Artikel weiter steigern, mehr AutorInnen gewinnen und mehr Besucher auf die Webseite holen. Auch wenn wir uns im ersten Jahr gut entwickelt haben, gibt es weiterhin viel zu tun und viel Potential um die Lobbypedia weiterzuentwickeln. Thematisch wollen wir insbesondere die Informationen zu verschiedenen Ansätzen der Lobbyregulierung vertiefen (wie etwa Informationen zum Lobbyregister oder der freiwilligen Verbändeliste). Außerdem überlegen wir, ob wir ein neues Portal zur Lobbyarbeit rund um das Internet aufbauen (mit Facebook haben wir ja schon mal angefangen).

Um weiter zu wachsen, sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Sie können sich auf vielfältige Weise bei der Lobbypedia einbringen – je nach Zeit, Wissen und Interessen:

  • Spenden: der Betrieb der Lobbypedia kostet Geld, sichern Sie ihn durch eine Spende.
  • Mitschreiben: eine Verdopplung der Artikel und fast 6 000 Bearbeitungen hätten wir nicht ohne die Hilfe von aktiven AutorInnen erreicht. Melden Sie sich daher jetzt bei uns und erhalten Sie einen Account.
  • Ideen einbringen: Bringen Sie die Lobbypedia mit Ihren Ideen voran. Was wollen Sie in der Lobbypedia lesen? Welche Schwerpunkte würden Sie sich wünschen?
  • Fehler melden: Wenn Sie veraltete Informationen oder Fehler entdecken, schreiben Sie uns. Oder nutzen Sie die Funktion „Diskusssion“ bei den betreffenden Beiträgen, um uns darauf hinzuweisen.
  • Hinweise geben: Sie kennen einen Interessanten Fall der unbedingt in die Lobbypedia gehört? Sie haben Hintergrundinformationen und suchen eine Plattform für die Veröffentlichung? Sprechen Sie uns an. Wir werden versuchen, die Informationen einzubauen.

Wir freuen uns über die gute Entwicklung im ersten Jahr und sind gespannt auf das nächste Jahr und auf Ihre Hinweise und Beiträge.

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