Lobbyismus an Schulen

„Lobbyismus an Schulen“ als Teil der Lehrerausbildung

„Lobbyismus an Schulen“ wird Thema in der Lehrerausbildung. Die Uni Duisburg-Essen startet unter dem Dach der „School of Civic Education“ die Reihe „Praxistest“, in der regelmäßig Unterrichtsmaterialien privater Anbieter unter die Lupe genommen werden. Das erste Gutachten bewertet das Unterrichtsmaterial „Unsere Wirtschaftsordnung“ von „Handelsblatt macht Schule“ in Teilen als irreführend und einseitig.
von 2. Dezember 2014

An der Uni Duisburg-Essen wird die Beschäftigung mit dem Thema „Lobbyismus an Schulen“ zu einem Bestandteil der Lehrerausbildung. Unter dem Dach der School of Civic Education (CIVES) startete heute die Reihe „Praxistest“, in der regelmäßig Unterrichtsmaterialien privater Anbieter unter die Lupe genommen werden. Angehende Lehrer/innen werden damit schon im Studium mit der Problematik von externen Schulmaterialien konfrontiert. Das ist ein wichtiger Schritt um Meinungsmache im Klassenzimmer wirksam einzudämmen. Denn die Manipulation von Inhalten wird teilweise sehr gut versteckt. Sie ist dann auch für ein kritisches Auge nur schwer zu erkennen. Umso wichtiger ist es, sich als angehende Lehrkraft schon in der Ausbildung damit zu beschäftigen, wie Lobbyismus an Schulen funktioniert.

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Der erste „CIVES-Praxistest“ formuliert deutliche Kritik an der Plattform „Handelsblatt macht Schule“. Das Gutachten bewertet das Unterrichtsmaterial mit dem Titel „Unsere Wirtschaftsordnung“ in Teilen als einseitig und irreführend. Die Materialien zur sozialen Marktwirtschaft seien „durch eine marktliberale Ausrichtung geprägt“.

Handelsblatt macht Schule Unsere Wirtschaftsordnung

Unterrichtsmaterial „Unsere Wirtschaftsordnung“ von Handelsblatt macht Schule.

Es fehle an einer kontroversen Darstellung von wirtschaftspolitischen Debatten, Statistiken zu Staatsausgaben seien „inhaltlich verzerrend“ und die Diskussion um Altersvorsorge und demografischen Wandel werde einseitig dargestellt, schreibt der Autor des Gutachtens Till van Treck, Professor für Sozialökonomie an der Uni Duisburg-Essen und ehemaliger Referatsleiter am gewerkschaftsnahen Forschungsinstitut IMK. Es entstehe der Eindruck, „dass ein Ziel der Materialiensammlung darin besteht, Lehrer/-innen und Schüler/-innen davon zu überzeugen, dass der Staat seine Ausgaben reduzieren und sich aus dem wirtschaftlichen Geschehen stärker heraushalten sollte.“

Bereits 2011 hatten wir ein anderes Material von „Handelsblatt macht Schule“ mit dem Titel „Finanzielle Allgemeinbildung“ kritisiert und für den Negativpreis Lobbykratie-Medaille nominiert. Gesponsort wurde das Material von der Deutschen Vermögensberatung DVAG. Verpackt als seriöses Lehrmaterial finden sich darin Texte, die die DVAG im positiven Licht erscheinen lassen. Offiziell geschrieben wurden die Unterrichtsmaterialien von Mitarbeitern des Instituts für Ökonomisch Bildung IÖB. Bis heute hat das IÖB die problematischen Texte nicht geändert. Update (12.10.2015): „Handelsblatt macht Schule“ hat im September 2015 eine Neuauflage der Unterrichtseinheit veröffentlicht. Die PR-Text der DAVG kommen darin nicht mehr vor.

Im letzten Jahr haben wir ein viel beachtetes Diskussionspapier zu Lobbyismus an Schulen veröffentlicht. Es zeigt: Der Weg in die Schulen wird professionell organisiert. Unternehmen und Verbände drängen in die Schulen und werben für ihre Interessen und Produkte. Spezialisierte Agenturen bieten die Beeinflussung von Kindern und Jugendlichen im Schulumfeld als Dienstleistung an.

[button]Diskussionspapier „Lobbyismus an Schulen“ hier kostenlos bestellen[/button] Wir fordert daher von der Politik, einen kritischen Umgang mit externen Materialien und Angeboten zu fördern. Beispielsweise durch eine verpflichtende Finanztransparenz für Unterrichtsmaterialien. Besonders bedenkliche Praktiken wie Werbung oder Kooperationen, die zu Abhängigkeiten und mangelnder Distanz führen können, sollten unterbunden werden. Die Beschäftigung mit der Problematik zu einem Teil der Lehrerausbildung zu machen, wie dies jetzt in Duisburg/Essen geschieht, ist ebenfalls dringend geboten. Zudem fordern wir SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen auf, sich mehr mit Einflussnahme an Schulen zu beschäftigen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch das Gutachten der Universität Duisburg-Essen: „Wenn Lehrer/-innen die Unterrichtseinheit im Unterricht einsetzen, sollte das Fehlen von wirtschaftswissenschaftlicher Kontroversität und die problematische Auswahl von Statistiken gemeinsam mit den Schüler/-innen herausgearbeitet werden.“

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