Lobbyismus in der EU

Inakzeptabler Seitenwechsel: EU-Bankenreguliererin wechselt zur Finanzindustrie

Die Europaparlamentarierin Sharon Bowles war mit der Regulierung der Finanzmärkte betraut. Jetzt wechselt sie ohne Abkühlungsphase in den Vorstand der Londoner Börse. Das ist nicht nicht nur dreist. Es schädigt auch das Vertrauen in die europäische Demokratie.
von 1. September 2014

Die Europaparlamentarierin und ehemalige Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Währung Sharon Bowles war mit der Regulierung der Finanzmärkte betraut. Jetzt wechselt sie ohne Abkühlungsphase in den Vorstand der Londoner Börse. Das ist nicht nur dreist. Es schädigt auch das Vertrauen in die europäische Demokratie.

Ein offensichtlicher Interessenkonflikt

Sharon Bowles hat die letzten fünf Jahre den Ausschuss für Wirtschaft und Währung geleitet. Damit war sie mit verantwortlich für die Gesetze zur Regulierung der Finanzmärkte infolge der Krise. Viele der Verhandlungen mit dem Rat und der Kommission hat sie dabei selbst geführt. Besonders brisant ist, dass sie die Europäische Marktrichtlinie (Mifid II) federführend verhandelt hat.

Mit ihrem Wechsel in den Vorstand der Londoner Börse ist sie nun unmittelbar von dieser Richtlinie betroffen. Denn sie regelt den Rechtsrahmen für die Börsen in Europa. Bowles setzt also fortan ihre Insiderkenntnisse und guten Kontakte zu politisch Verantwortlichen dafür ein, das Geschäft der Londoner Börse zu optimieren und ihre eigene berufliche Karriere voranzutreiben.

Londoner Börse preist Expertise

Auf ihrer Webseite prahlt die Londoner Börse bereits mit dem Werdegang des künftigen Vorstandsmitglieds Bowles: „Sharon bringt umfangreiches Wissen über europäische politische und regulatorische Entwicklungen mit, die unser Geschäft beeinflussen. Ihre Erfahrung und ihr Einblick werden für unsere Unternehmensgruppe von großem Wert sein, da wir in einem immer komplexerem regulatorischen Umfeld arbeiten.“

Bowles schädigt die europäische Demokratie

Bowles wird mit ihrem dreisten Seitenwechsel dafür sorgen, dass die Skepsis gegenüber der Europäischen Union deutlich wächst. Denn wenn Bürger in Europa immer mehr den Eindruck gewinnen, dass sie Spielball eines Bündnisses aus Politik- und Wirtschaftseliten sind, leidet der Ruf der EU insgesamt. Es ist also nicht nur dreist, sondern hochgradig verantwortungslos von der ehemaligen führenden Europaparlamentarierin, fortan im Dienste der Finanzindustrie zu arbeiten.

Bildquelle Beitragsfoto: Keith Edkins; Foto: Sharon Bowles MEP at Bournemouth; Lizenz: CC BY-SA 3.0

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