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US-Lobbyist rät Ölindustrie zu „schmutzigen“ Lobbymethoden

„Lieber schmutzig gewinnen, als sauber verlieren“ – ungefähr so lässt sich das Credo des berühmt-berüchtigten US-Lobbyisten Rick Berman zusammenfassen. Diesen Rat gab Berman auch Vertretern der Öl- und Gasindustrie auf einer Veranstaltung im Juni 2014 – wenn diese die Lobbyschlacht um Fracking und fossile Energieträger nicht verlieren wollten, dürften sie nicht vor unsauberen Lobbymethoden zurückschrecken. Der Fall wirft ein beunruhigendes Schlaglicht auf hochproblematische Lobbytaktiken in den USA. Berman und Co. sind allerdings auch in Europa aktiv.
7. November 2014
Berman

„Die Macht, die Debatte zu verändern.“ Mit diesem Spruch wirbt die Agentur Berman and Company auf ihrer Webseite.

„Lieber schmutzig gewinnen, als sauber verlieren“ – ungefähr so lässt sich das Credo des berühmt-berüchtigten US-Lobbyisten Rick Berman zusammenfassen. Diesen Rat gab Berman auch Vertretern der Öl- und Gasindustrie auf einer Veranstaltung im Juni 2014 – wenn diese die Lobbyschlacht um Fracking und fossile Energieträger nicht verlieren wollten, dürften sie vor unsauberen Lobbymethoden nicht zurückschrecken. An die Öffentlichkeit gelangte die Rede Bermans über die New York Times, die einen heimlichen Mitschnitt von einem der Anwesenden zugespielt bekam. Der Fall wirft ein beunruhigendes Schlaglicht auf hochgradrig problematische Lobbytaktiken in den USA. Berman und Co. sind allerdings auch in Europa aktiv.

Berman ist Vorsitzender der PR-Firma Berman & Company. Ziel seines Auftritts war es,  die „Big-Green-Radicals“-Kampagne seiner Agentur vorzustellen und für weitere Unterstützung aus der Ölindustrie zu werben.  Die Kampagne richtet sich gegen Umweltorganisationen wie Greenpeace und bekannte Persönlichkeiten wie Robert Redford oder Yoko Ono, die sich gegen Fracking engagieren. Zu Yoko Ono ist auf einem Werbebanner der Kampagne etwa zu lesen: „Would you take energy advice from the woman who broke up The Beatles?“ – „Würden Sie dem energiepolitischen Ratschlag der Frau folgen, die die Beatles zerstört hat?“

Symbole der Klimaschutzbewegung attackieren

Aussagen wie diese sind ein Beispiel für die Strategie Bermans: Prominente Identifikationsfiguren der Klimaschutz- und Anti-Frackingbewegung direkt attackieren und unglaubwürdig machen. Die großen Energieunternehmen sollten nicht davor zurückschrecken, ihre politischen Gegner öffentlich zu verunglimpfen und an den Pranger zu stellen, so Berman. Er rate zu persönlichen Attacken gegen Gewerkschaftsführer, Umweltaktivisten oder prominente Wortführer. Damit diese Angriffe Erfolg haben, müsste das private Umfeld und die persönliche Geschichte der Aktivisten und Wortführer recherchiert werden. Auf diese Weise soll deren moralische Integrität angriffen und untergraben werden.

Die Konzerne müssten bereit sein, Emotionen wie Angst, Gier und Zorn auszunutzen und gegen den politischen Gegner zu richten. Besonders geeignet sei in diesem Zusammenhang der Einsatz von Kindern und Tieren in Werbevideos und auf Werbeplakaten. Das erhöhe die öffentliche Aufmerksamkeit und sorge für eine schnellere, „virale“ Verbreitung der eigenen Botschaft. Berman nennt den Kampf um die öffentliche Deutungshoheit einen „endlosen Krieg“, der nur zwei mögliche Ausgänge zulässt: „win ugly or lose pretty“ – „schmutzig gewinnen oder sauber verlieren“.

Verdeckte Finanzierung

Berman nutzte das Jahrestreffen der Energiekonzerne in Colorado Springs, um für finanzielle Unterstützung seiner Kampagne zu werben. Dabei prahlte er mehrfach damit, Geldflüsse der Konzerne in gemeinnützige (Tarn-)Organisationen zu verschieben, da diese nicht verpflichtet seien, Auskunft über ihre Mitglieder und Geldgeber zu geben. Über seine PR-Firma unterhält Berman zahlreiche solcher Organisationen, die Spenden von Unternehmen sammeln, um damit aggressive PR-Kampagnen durchzuführen, ohne dass die eigentlichen Finanziers für die Öffentlichkeit sichtbar wären. Während seiner Rede gab Berman an, bereits von einigen Anwesenden Gelder im sechsstelligen Bereich für solche Zwecke eingesammelt zu haben.

Die wohl bekannteste dieser Organisationen ist das Center for Consumer Freedom, zu deren Unterstützern unter anderem Coca Cola, Philip Morris, Wendy’s, Tyson Foods und Cargill gehörten oder gehören. Der Großteil der Ausgaben des CCF fließt in aggressive PR-Kampagnen. Ein wesentlicher Teil dreht sich dabei um Nahrungsmittel: Lebensmittel großer Hersteller werden als besonders gesund angepriesen oder der Einsatz von Pestiziden als ungefährlich dargestellt. Organisationen, die vor den Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit Übergewicht warnen, werden als unpatriotisch gebrandmarkt.

Irreführende Kampagnen

In Deutschland ist das CCF zuletzt in Verbindung mit einer Kampagne gegen die umstrittene Tierschutzorganisation PETA aufgefallen. Die Kampagne gegen PETA läuft in den USA schon seit zehn Jahren. Mittlerweile ist die Webseite „PETA kills animals“ in mehrere Sprachen übersetzt worden. Das CCF wirft PETA vor, Tiere in ihrer Obhut unnötigerweise einzuschläfern. Hier lässt sich ganz deutlich ein Rückgriff auf die Strategien erkennen, die Berman in seiner Rede vorgestellt hatte. Bilder von toten Tieren sollen öffentliche Empörung hervorrufen. Gleichzeitig werden Bilder von PETA-Mitarbeitern veröffentlicht, um sie öffentlich an den Pranger zu stellen.

Die Öffentlichkeit wird dabei bewusst in die Irre geführt. Versucht man auf der Webseite herauszufinden, wer hinter der Kampagne steckt, erfährt man lediglich: “ ‚PETA tötet Tiere‘ ist ein Projekt des Center of Consumer Freedom (CCF), eine gemeinnützige Organisation, die sich dem Schutz der Auswahlmöglichkeiten amerikanischer Konsumenten verschrieben hat.“ Kein Wort von den finanziellen Hintergründen des CCF oder der Kampagne selbst und auch kein Verweis auf Bermans PR- und Lobbyagentur. Auch auf der US-amerikanischen Webseite des CCF erfährt man – ganz entsprechend Bermans Strategie – kaum etwas über die Hintergründe. Vielmehr heißt es dort: „Viele der Unternehmen und Privatpersonen, die uns finanziell unterstützen, möchten anonym bleiben. Wir respektieren ihre Wünsche.“

Das komplette Transkript der Rede Bermans‘ ist auf der Seite der NYTimes zu finden.

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10 Kommentare

Angelika Heide-Jensen14. November 2014 um 13:25

Die Tatsachen die hier geschildert werden zeigen den Verfall aller Werte und verstärken immer heftiger den Zerfall von Kultur, Ethik und jedweder Achtung des Lebens von Pflanzen, Tieren und ganz besonders die Achtung der freien Entscheidung einer Persönlichkeit, welche ja erst die Qualität des Menschen Seins ausmacht.
Deshalb begrüße ich es außerordentlich, dass solche Machenschaften aufgedeckt und öffentlich gemacht werden. Das scheint mir ist die beste Waffe dagegen. Viel Erfolg wünsche ich Ihnen bei allen weiteren Aufdeckungen.
Warum kann aber der Gesetzgeber dagegen nicht vorgehen? Hierfür müsste es ein internationales Gericht geben, da die Verbrechen ja viele Länder übergreifend getätigt werden.

Mitdenker14. November 2014 um 13:48

Da wird (mal wieder) klar, wie perfide diese Drecksbonzen versuchen unseren hart erkämpften Rest an Lebensqualität -wozu ich schon aufgrund des gesunden Menschenverstands eine intakte Umwelt zähle- aus niedersten Beweggründen zu vernichten. Gott sei Dank gibt es Gegenströmungen und mutige Whistleblower. Das sind die wahren Helden der Neuzeit.
Freiheit für Edward Snowden und seine Mitstreiter/innen weltweit!
Die fossile Fraktion sollte sich endlich darauf einstellen, daß sie nicht ewig uns alle verarschen kann!

Udo Hager14. November 2014 um 15:34

Die heutige Form der Lobbyarbeit finanzkräftiger Firmen und Konzerne ist in meinen Augen nchts anderes als gesetzlich legitimierte Korruption. Es werden so demokratische Grundwerte und Strukturen systematisch untergraben oder ausser Kraft gesetzt. Dem muß doch endlich ein Riegel vorgeschoben werden.

Füglein, Ralph14. November 2014 um 17:47

Ekelhaft! Was sind das für Leute? Man hat es ja längst geahnt, dass es so läuft aber jetzt ist´s beweisen worden. Danke an den mutigen Überbringer de Mitschnitts.

Wen wundert es da, dass „Verschwörungstheorien“ ihre Blüten treiben!

georg vogelgsang15. November 2014 um 7:45

Diese schmutzigen Methoden erinnern mich fatal an die Methoden der StASI und von Scientology… !

Critical16. November 2014 um 20:10

Solche Leute wie Berman & Co würde ich als Dreckschleudern bezeichnen, an denen m.E. wohl eher
der größte Schmutz klebt.
Der Fokus sollte nicht auf diejenigen gerichtet sein,
welche er mit seinen unsauberen, unlauteren Methoden zu beschmutzen versucht, sondern vielmehr auf den,
nämlich Rick Berman u.ä. selbst, der seine Gegner mit seinem Dreck bewirft!
Welches Feigenblatt hat er denn zu seinem Schutz aufzuweisen, um sich dahinter zu verstecken?

Bitte schön, wer will denn mit so einem Menschen wie Berman & Co noch zu tun haben, bei dem Wahrheit und Klarheit überhaupt keinen Stellenwert haben, frage ich mich?!

AntiGlobalist17. November 2014 um 15:06

Npoch eklatanter ist eigentlich nur die Tatsache, dass der deustche bzw. auch der euopäische Steuerzahler nicht nur die Ukraine bald alternativlos retten wird, sondern die Tatsache, dass griechische Oligarchen in Griechenland bis heute kaum Steuern zahlen müssen.
Warum muss der deustche Steuerzahler Griechenland retten, obwohl griechische Oligarchen allein in den letzten 14 Jahren mehr als 260 Mrd.€ überwiegend Schwarzgeld in die Schweiz transferiert hatten…
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/schwarzgeld-griechen-sollen-milliarden-ins-ausland-geschafft-haben-a-853425.html

Warum werden diese Schwerverbrecher nicht zur Kasse gebeten, sondern statt dessen fast immer nur der Mittlestand?
In Griechenland werden beim Mittelstand,Rentnern udn Hiflorgansiationen die Steuern eingetrieben. Aber die Oligarchen? Nein die stehen unter Artenschutz!
Was für ein perverses System diese EU doch tatscächlich ist.
Auch dieser Juncker ein hochkrimineller Unterstützer von Steuerhinterziehern, die ihr Geld nach Luxemburg bringen um Steuer zu sparen udn der Besteuerung zu entgehen…

Warum werden die ärmsten in Deustchland (mehr als 25% arbeiten im Niedriglohnsektor) zur Kasse gebeten um Griechenland zu retten, obwohl laut einer Meldung Telegraph aus dem Jahre 2012, griechische superreiche Oligarchen mehr als 600 Mrd.€ weltweit in Steueroasen bunkern.

Die meisten glauben dass Putins Oligarchen die kriminellsten seien.
Das sagen die EU Bürger nur, weil sie noch nie darüber gehört haben mit welchen ungeheuerlichen hochkriminellen Praktiken die griechischen und ukrainischen (Kolomoijski,Timoschenko) Oligarchen sich bereichern.

Die EU ist ein Paradies für Wirtschaftskriminelle.
Warum?
Schaut euch ergänzend zu meiner Information die ARD1 Doku „Steuerfrei – Wie Konzerne Europas Kassen plündern“, dann wisst ihr was mit meiner Aussage gemeint war…

Rainer17. November 2014 um 23:31

Hallo Critical,

wie oben beschrieben haben u.a. Coca Cola, Philip Morris, Wendy’s, Tyson Foods Cargill und viele andere nur allzu gerne mit so einem Menschen zu tun. Sie können seine schmutzigen Ratschläge nutzen und bei evtl. Rückschlägen sogar noch mit treuem Augenaufschlag auf „falsche Beratung2“ hinweisen. Trinken wir deswegen ein Glas Cola weniger?
Rainer

Fibel28. November 2014 um 9:31

Das schlimmste ist ja das die Regierungen nichts dagegen unternehmen weil Sie selber Dreck am stecken hat

Frank27. Januar 2015 um 11:19

Wenn PRD Energy Inc oder GmbH sich vorstellt, dann wird dies auch gerne von dem Rechtsanwalt Fritz von Hammerstein gemacht, so auch vor dem Kreistag.

Schon komisch, daß ein Unternehmen, daß sich mittlerweile ca 250.000ha Fläche in der BRD gesichert hat als einzigen deutschsprachigen Mitarbeiter oder besser gesagt Dolmetscher einen Anwalt präsentiert. Der ist aber auch wirklich genial der Mann:

Dr. Fritz von Hammerstein, der PRD Energy GmbH hier den Weg bereitet hat. Der macht aber auch noch viele andere gute Dinge.

Man gibt eine interessante Vortragsreihe zum Bergrecht, zu CCS und Genehmigungsverfahren
http://www.forum-institut.de/de/bergrecht/programm-des-ersten-tages/

Und Mitarbeiter von Ministerien und Kommunen erhalten „Sonderpreise“ ist ja auch verständlich, denn Sie müssen das ja alles selbst aufbringen.
http://www.forum-institut.de/de/bergrecht/sondergebuehr-fuer-behoerden-und-kommunen/

und wenn die Ministeriumsmitarbeiter schon mal dar sind, dann bietet man der Industrie gleich folgendes an:

Eine Sponsoringplattform für die Industrie sich an diese Personen heranzumachen zum „Ausbau und Pflege Ihres Netzwerkes“, „Hoechste Kontaktqualität“ „Steigerung von Bekanntheitsgrad und Imagewerten“
http://www.forum-institut.de/de/bergrecht/sponsoren-und-aussteller/

Und das Beste:
http://www.forum-institut.de/de/bergrecht/programm-des-zweiten-tages/
Wenn derjenige, der morgens früh spricht direkt nach Fritz Hammerstein

dann auch noch kurze Zeit später …
http://www.rechtsbox.de/oeffentliches-recht/werner-neumann-neuer-vorsitzender-richter-am-bundesverwaltungsgericht-4094/

Ja, damit wirbt man gerne.
http://www.pressebox.de/inaktiv/cms-hasche-sigle/CMS-Hasche-Sigle-fuer-KS-erfolgreich-Verwaltungsgericht-Kassel-erlaubt-Fortsetzung-der-Versenkung-von-Salzabwaessern/boxid/530168

Kann man sich auch sich doch denken, daß da nie mit Schäden nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft zu erwarten sind und in der Revision muss dann leider festgestellt werden, daß die BI einen Verfahrensfehler machte – schade, schade.

Die Liste der Referenten ist übrigens recht lang, auch unter bestimmten Kombinationen in Suchmaschinen sind interessante Ergebnisse zu finden.

Ach ja
Herrn Oettinger („mehr Risiko wagen“) bietet man auch an:
http://www.forum-institut.de/de/ueber-uns/unsere-referenten/