Lobbyismus in der EU

Offener Brief an Juncker: Position des wissenschaftlichen Chefberaters ist Einfallstor für Unternehmenslobbyisten

Wir haben gemeinsam mit weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen einen offenen Brief an den designierten EU-Kommissions-Präsidenten Jean-Claude Juncker geschrieben. Darin fordern wir ihn auf den Posten des wissenschaftlichen Chefberaters abzuschaffen. Eine einzige Person kann die unabhängige Beratung zu allen Aspekten von Wissenschaft, Technologie und Innovation nicht gewährleisten.
von 21. August 2014

Wir haben gemeinsam mit weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen einen offenen Brief an den designierten EU-Kommissions-Präsidenten Jean-Claude Juncker geschrieben. Darin fordern wir ihn auf, den Posten des wissenschaftlichen Chefberaters abzuschaffen. Denn er ist anfällig für Lobbyeinfluss.

Wissenschaftliche Beratung: breitgefächert und transparent
In den vergangenen 5 Jahren wurde die Position des wissenschaftlichen Chefberaters äußerst intransparent ausgefüllt. Barrosos Beraterin Anne Glover absolvierte zwar einige Medienauftritte. Sie veröffentlichte die konkreten Empfehlungen an den Kommissionspräsidenten allerdings nicht.

Keine Frage: Wissenschaftliche Beratung der EU-Politik ist unabdingbar. Allerdings muss sie breit gefächert und transparent sein, um ihren Zweck zu erfüllen. Das geht nicht mit dem von Barroso eingeführten Posten. Wie soll eine einzige Person unabhängige Beratung zu allen Aspekten von Wissenschaft, Technologie und Innovation des Kommissions-Präsidenten gewährleisten? Das ist schlichtweg unrealistisch.

Keine weiteren Einfallstore für Unternehmenslobbyisten schaffen
Der Einfluss von Unternehmenslobbyisten ist bereits groß in Brüssel. Jean-Claude Juncker hat in den vergangenen Wochen erste Signale gesendet, dass er die EU-Politik transparenter gestalten will. Deshalb darf er jetzt nicht den Fehler seines Vorgängers Barroso machen und den Posten des wissenschaftlichen Chefberaters schaffen.

Weitere Infos:

Offener Brief an Juncker zum Posten des wissenschaftlichen Chefberaters

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4 Kommentare

Zopolan21. August 2014 um 18:01

Mh, dann sollten wir wohl auch den Posten des Bundeskanzlers abschaffen. Wie soll eine einzige Person zu allen Politikfeldern vernünftige Entscheidungen gewährleisten? Das ist schlichtweg unrealistisch. Es birgt zudem die Gefahr, missbraucht zu werden.

Wieso nicht einfach mehr Transparenz verlangen, wenn das Problem in der Vergangenheit mangelnde Transparenz war?

Armand Maurice Hoffmann22. August 2014 um 14:53

Die USA Lobbyisten sind in Brüssel in der EU voll intégriet und Juncker erfüllt wie ein Vize König jede Wunsche des weissen Hauses und grabscht nach Ländern die der EU nach nicht beigetreten sind sogar mit Krieg. Noch vor seiner Ernennung als Commissions Président forderte er kriegerisch Moldawien mit NATO TRuppen zu besetzen

Björn23. August 2014 um 13:22

@Zopolan
Naja, Transparenz ist wichtig. Das Problem mit einem „Chef-Wissenschaftler“ ist, dass dieser immer eine bestimmte Meinung hat. Ich habe in Deutschland noch nie einen Prof. oder Wissenschaftler gesehen, der wirklich richtig ergebnisoffen mehrere akademische Meinungen vorgestellt hat, ohne eine als besonders richtig herauszuheben. Das ist z.B. in Großbritannien viel besser, wo tatsächlich häufig eine breite Vielfalt an Meinungen gelehrt wird. Daher halte ich auch z.B. 3 solche Berater UND Transparenz viel besser als nur einen. Grade bei Themen wie Ökonomie gehen die Meinungen der Top-Experten häufig extrem auseinander – da muss die Politik einfach mehr als eine Meinung hören!

Gebhard Bock12. September 2014 um 12:01

Es wäre aber auch nicht schlecht, wenn der Verantwortliche zwischen zwei halbrichtigen Vorschlägen den Richtigen erkennen könnte