Kurzmeldung

Sieg der Tabaklobby? Rauchverbot auf der Kippe

Bereits am Wochenende berichtete die taz in einem ausführlichen Artikel über den Kampf um das Rauchverbot und die ungleichen finanziellen Möglichkeiten der Tabakindustrie auf der einen und Gesundheitsvertretern auf der anderen Seite. Heute nun fällt anscheinend eine vorläufige Entscheidung zum Rauchen in der Öffentlichkeit.
von 27. September 2006

Bereits am Wochenende berichtete die taz in einem ausführlichen Artikel über den Kampf um das Rauchverbot und die ungleichen finanziellen Möglichkeiten der Tabakindustrie auf der einen und Gesundheitsvertretern auf der anderen Seite. Heute nun fällt anscheinend eine vorläufige Entscheidung zum Rauchen in der Öffentlichkeit. Laut zahlreichen Medienberichten soll bei einem gemeinsamen Treffen der Parlamentarischen Geschäftsführer und Fachpolitiker der Koalitionsfraktionen das vollständige Rauchverbot in Gaststätten gekippt werden. Demnach bliebe das Rauchen in Kneipen, die kleiner als 75 Quadratmeter, weiterhin erlaubt. In größeren Gaststätten würde das Rauchen nur noch in abgetrennten Räumen erlaubt. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung entspricht dies genau den Forderungen des Verbandes der Cigarettenindustrie (VdC).
Die Umsetzung der Vorschläge der Tabaklobby wäre damit ein entscheidender Sieg einer der einflussreichsten Industrievertreter in Deutschland. Während in Europa das Rauchverbot in der Öffentlichkeit mehr und mehr voranschreitet, würde die Bundesrepublik ihrem Ruf gerecht, besonders Tabakindustrie-freundlich zu sein. Die Liste der Studien und Dokumente über den Einfluss der Tabaklobby auf Politik und Wissenschaft ist lang. An dieser Stelle sei auf zwei Quellen hingewiesen:
eine Studie des „Center for Tobacco Control Research and Education“ und des Deutschen Krebsforschungszentrum zum Versuch der Deutschen Tabakinstudrie, den Nichtraucherschutz einzudämmen sowie auf eines von zahlreichen Dokumenten über die Methoden der Tabaklobby, die im Rahmen amerikanischer Gerichtsverfahren an die Öffentlichkeit kamen.
Interessant erscheint in diesem Zusammenhang auch die Rolle des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). In der Diskussion um den Nichtraucherschutz trat Dehoga-Präsident Fischer immer wieder für freiwillige Vereinbarungen ein. Forderungen nach nur 50% Nichtraucherplätzen in 90% der Gaststätten begründete er mit drohenden wirtschaftlichen Einbußen seiner Mitglieder im Falle eines generellen Rauchverbots. Die enge Zusammenarbeit von Dehoga und dem internationalen Dachverband der Gaststättenverbände (Hotrec) mit Tabakkonzernen erwähnte er nicht. Ein Weißbuch zur Darstellung der europäischen Gastronomie soll beispielsweise mit kräftiger Unterstützung von Philip Morris finanziert worden sein. Die Gegenleistung: Philip Morris übernahm das Kapitel zum Thema „Rauchen in der Öffentlichkeit“.

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9 Kommentare

Kai29. September 2006 um 11:38

Ein Rechtsreferendar hatte mir mal diese Geschichte erzählt: Er war in der Ausbildungsstation bei der Staatsanwaltschaft – Abteilung Betäubungsmittelkriminalität. Dort wurden Strafsachen gegen Haschisch, Heroin, etc. behandelt. Eines Tages gab es ein Gespräch zwischen seinem Staatsanwalt und einem Mitarbeiter vom Zoll. Beide haben im Rahmen dieses zehnminütigen Gespräches jeweils zwei Zigaretten geraucht. Nachdem der Mitarbeiter vom Zoll den Raum verlassen hatte, hat dann der Staatsanwalt zum Rechtsreferendar gesagt: Das Gramm Hasch wird angeklagt, aber die Zigaretten kann man einfach nicht verbieten. Dann hat er sich noch eine Zigarette angezündet.

Alkohol und Tabak sind gesellschaftlich anerkannte Drogen. Die kann man nicht einfach so verbieten. Natürlich wäre ein Rauchverbot in der Öffentlichkeit wünschenswert. Und man würde sich auch daran schnell gewöhnen.

Dr. Peter Dodel12. Oktober 2006 um 11:32

Jährlich sterben etwa 120.000 Deutsche als Aktiv- oder Passivraucher an den Folgen des Tabakkonsums.
Die Mitglieder der Bundesregierung haben bei ihrem Amtsantritt geschworen, Schaden vom deutschen Volk abzuwehren. Man darf diese Damen und Herren deshalb wohl als „meineidig“ bezeichnen?

Timo6. November 2006 um 4:47

Legalize it! Don’t outlaw it!

Ich verstehe ohnehin nicht, warum der Staat mir vorschreiben will, was ich konsumieren darf und was nicht…

isabelle4. Januar 2007 um 3:43

Wenn Raucher früher sterben, verursachen sie weniger Kosten. Kurze Rente, wahrscheinlich keine künstliche Hüfte und kein künstliches Knie und dergleichen mehr. Ich rauche seit 36 Jahren jeden Tag 2 Schachteln und bin laut Aussage meiner Ärzte kerngesund. Weder Lunge noch Gefäße haben irgendeinen Schaden genommen. Falls ich trotzdem früher sterbe, ist das doch mein Problem.
Ich bin für eine Trennung von Rauchern und Nichtrauchern in Speisegaststätten. Das ist auch für Raucher angenehmer, als wenn ständig jemand vom Nachbartisch rüberhustet. In Bars und Kneipen sollte es keine Einschränkung geben. Es muß ja auch keiner hingehen, wenn es ihm stinkt. Der Markt bereinigt sich doch von alleine.
Im Bundestag hat man auf allen Toiletten Spuren von Kokain gefunden, …..und uns, die wir jährlich 14 Mrd Steueraufkommen berappen, will man das Rauchen verbieten! Man sollte die Kirche noch im Dorf lassen. Was wird als nächstes angeprangert??? Alle die zu dick sind, alle die „gefährliche“ Sportarten betreiben?? Dürfen wir nur noch Steuern zahlen und uns alles vorschreiben lassen?
Verbote führen sowieso zu nichts. Das hat man ja während der Prohibition in Amerika gesehen. Nie ist so viel Alkohol getrunken worden. …Und die „Saufexzesse“ der Schweden und Dänen kennt hier wohl auch jeder.
Die EU subventioniert den Tabakanbau, es hängen sehr viele Arbeitsplätze an der Zigarettenindustrie und wer rauchen will, sollte es tun. Als Erwachsener darf man doch wohl noch selbst entscheiden, welche legale Droge man zu sich nimmt. Bis jetzt hat hier jedoch noch keine Kneipe oder Bar mit Rauchverbot überlebt. Warum gehen die Nichtraucher denn nicht dorthin????
Wenn das Angebot vom Betreiber aus schon freiwillig
gemacht wird!
BIG BROTHER IS WATCHING YOU!!!

Snoopy24. Januar 2007 um 1:37

zu Isabelle: dass Du trotz dieser Wahnsinnsmenge Zigaretten kerngesund bist, glaubst Du wahrscheinlich selbst nicht! Mein bester Freund, der so ähnlich tönte wie Du, und die Tschiks als „Lungenbrot“ bezeichnete, liegt nun schon einige Jährchen auf dem Friedhof. Die letzte Phase seines Abgangs dauerte sieben Monate und war sowohl für ihn als auch für sein Umfeld eine Qual der Extraklasse (Chemotherapie etc.).
In einem Punkt hast Du allerdings recht: Raucher sind Drogenabhängige, und haben superreiche, selbst meist nicht nikotinsüchtige Dealer hinter sich, die ständig – unbehindert von Gesetzen – ihre Klientel mit allen Mitteln vergrößern wollen. Dazu gehört mehr oder minder offene finanzielle Einflussnahme auf die Politik, Unterwanderung von Film und Fernsehen zu Werbezwecken sowie das Sportsponsoring.
Nun aber zur Hauptsache: Wenn neben mir geraucht wird, muss ich, wenn ich nicht ersticken will, mitrauchen, das heißt, meine Gesundheit wird ohne mein Zutun, ja sogar gegen meinen Willen geschädigt (vom für Nichtraucher zumeist penetranten Geruch einmal abgesehen).
Übrigens haben Untersuchungen gezeigt, dass die gefährlichsten Schadstoffe dann entstehen, wenn die Zigarette nur vor sich hin glimmt, denn dann verbrennt der Tabak mit niedriger Temperatur und einem äußerst ungünstigen Schadstoffspektrum.
Dass Lokale in Italien wegen des Rauchverbotes finanzielle Einbußen erleiden, ist eine der zahlreichen, leicht durchschaubaren Lügen der Tabaklobby.
In Wahrheit machen die Lokale, da nun endlich auch die Tschik- Giftmüll- Flüchtlinge kommen, ein besseres Geschäft als zuvor. In der relativ kurzen Zeit des Rauchverbotes hat sich die Zahl der Raucher in Italien um eine halbe Million verringert. In Spanien ebenso. Auch sank die Zahl der durch Rauchen verursachten Krankheiten um ca. 10%.
Überraschenderweise ist trotz Strich ein Verlustgeschäft.
Ich kann nur allen RaucherInnen raten, sich möglichst bald von der für sich und ihre Umwelt vollkommen schädlichen und sinnlosen Abhängigkeit zu befreien. Es gibt inzwischen professionelle Hilfe, man muss sich nur informieren.

Snoopy16. Februar 2007 um 1:44

zu Isabelle: dass Du trotz dieser Wahnsinnsmenge Zigaretten kerngesund bist, glaubst Du wahrscheinlich selbst nicht! Mein bester Freund, der so ähnlich tönte wie Du, und die Tschiks als “Lungenbrot” bezeichnete, liegt nun schon einige Jährchen auf dem Friedhof. Die letzte Phase seines Abgangs dauerte sieben Monate und war sowohl für ihn als auch für sein Umfeld eine Qual der Extraklasse (Chemotherapie etc.).
In einem Punkt hast Du allerdings recht: Raucher sind Drogenabhängige, und haben superreiche, selbst meist nicht nikotinsüchtige Dealer hinter sich, die ständig – unbehindert von Gesetzen – ihre Klientel mit allen Mitteln vergrößern wollen. Dazu gehört mehr oder minder offene finanzielle Einflussnahme auf die Politik, Unterwanderung von Film und Fernsehen zu Werbezwecken sowie das Sportsponsoring.
Nun aber zur Hauptsache: Wenn neben mir geraucht wird, muss ich, wenn ich nicht ersticken will, mitrauchen, das heißt, meine Gesundheit wird ohne mein Zutun, ja sogar gegen meinen Willen geschädigt (vom für Nichtraucher zumeist penetranten Geruch einmal abgesehen).
Übrigens haben Untersuchungen gezeigt, dass die gefährlichsten Schadstoffe dann entstehen, wenn die Zigarette nur vor sich hin glimmt, denn dann verbrennt der Tabak mit niedriger Temperatur und einem äußerst ungünstigen Schadstoffspektrum.
Dass Lokale in Italien wegen des Rauchverbotes finanzielle Einbußen erleiden, ist eine der zahlreichen, leicht durchschaubaren Lügen der Tabaklobby.
In Wahrheit machen die Lokale, da nun endlich auch die Tschik- Giftmüll- Flüchtlinge kommen, ein besseres Geschäft als zuvor. In der relativ kurzen Zeit des Rauchverbotes hat sich die Zahl der Raucher in Italien um eine halbe Million verringert. In Spanien ebenso. Auch sank die Zahl der durch Rauchen verursachten Krankheiten um ca. 10%.
Überraschenderweise ist übrigens trotz der hohen Steuereinnahmen das Rauchen insgesamt volkswirtschaftlich gesehen ein Verlustgeschäft.
Ich kann allen RaucherInnen nur raten, sich möglichst bald von der für sich und ihre Umwelt vollkommen schädlichen und sinnlosen Abhängigkeit zu befreien. Es gibt inzwischen professionelle Hilfe, man muss sich nur informieren.

Christian27. Februar 2007 um 15:03

@ Tim: ich bin zwar grundsätzlich auch für den verkauf von haschisch durch den staat, weil man damit die beschaffungskriminalität senkt und zum anderen den anbauenden bauern direkt helfen kann, ihre lebenssituation zu verbessern. man sollte allerdings nicht verkennen, dass man die joints der siebziger nicht mit mit den heutigen vergleichen kann. die haben einen viel höheren thc-gehalt, was auch schneller zu abhängigkeiten oder psychischen problemen führen kann.

guido18. März 2007 um 12:00

letztens bei meiner friseuse:

ich: wenn ich hier rauchen will… ist das möglich ?

sie: ja, sicher ! bitte, jederzeit !! (hält inne, um mir das rauchprozedere zu ermöglichen)

ich: nee, ich will nicht rauchen, ich bin „nichtraucher“. ich wollte mich nur mal informieren…

sie: na ja, die chefin ist raucherin, von daher kann jeder gast – wenn er denn möchte ;-) – durchaus rauchen…

ich: a ha, aber das rauchen ist ja mittlerweile in der diskussion, da könnte man ja mal ne andere haltung einnehmen. zumal in europa das rauchverbot in der öffentlichkeit in vielen ländern bereits standard ist. rauchen ist ja auch nicht ganz ungefährlich…

sie: ja, das stimmt wohl (hält inne und wird etwas nachdenklich)… ich war vor 6 jahren selbst starke raucherin, aber ich musste es aufgeben… eines tages wurde mir im salon auf einmal schwarz vor augen… ich wäre beinahe gestürzt… ich bin dann zum arzt und der sagte mir, dass ich ein „lungen emphysem“ habe und dass mich das rauchen umbringen würde, also hörte ich auf.

ich: wäre sie denn für ein rauchverbot?

sie: na ja, also ich habe früher gerne geraucht, so nach dem essen, das hat immer irgendwie dazugehört… nee, man muss halt rücksicht üben…

und so weiter und so weiter… fakt ist, ein raucher bleibt ein raucher. genauso wie ein säufer immer ein säufer bleibt. da der nichtraucher sich nur fernhalten kann, aber die rauch-attacke im restaurant immer droht, bleibt nur der rückzug oder das inkaufnehmen von berauchung.
hätte ich der dame sagen sollen, dass mein bester freund schon mit 32 j. ins gras gebissen hat (bauchspeicheldrüse – ein bißchen bier war auch mit dabei ;-) …) und dass er zum schluss davon sprach „zigaretten nur noch kotzen zu können“ ?

guido

Darmstädter11. November 2007 um 12:52

„Die Luftwaffe und die Deutsche Post hatten das Rauchen am Arbeitsplatz bereits 1938 verboten, nun wurde es auch an vielen anderen Arbeitsplätzen, in Amtszimmern, Spitälern und Erholungsheimen untersagt. 1939 verbot die NSDAP jeden Nikotingenuss in ihren Parteigebäuden, Himmler verfügte darüber hinaus, dass uniformierte Polizei- und SS-Offiziere im Dienst nicht mehr rauchen durften. 1941 folgten Rauchverbote in Straßenbahnen und Luftschutzkellern (obwohl es dort separate Raucherräume gab), 1944 in allen Stadtbahnen und Bussen. Letzteres geht auf eine Initiative Hitlers zurück, der eine Gefährdung der jungen Schaffnerinnen durch die Folgen des Passivrauchens fürchtete. Bereits seit Juli 43 durften sich Raucher unter 18 in der Öffentlichkeit nicht mehr erwischen lassen. Soldaten erhielten zwar weiterhin Tabakrationen (6 Zigaretten pro Mann und Tag), aber auf Anordnung Hitlers sollten sie beim Empfang der Zigaretten vor den gesundheitlichen Schäden gewarnt werden. Nichtraucher und weibliche Wehrmachtsangehörige erhielten anstelle von Zigaretten Schokolade oder Obst.“

Wirklich tolle Gesellschaft und Tradition!!!!

Hat Eva Hermann also Deiner Meinung nach doch recht mit der Behauptung es sei ja schließlich nicht alles schlecht gewesen!?