Aus der Lobbywelt

Karl Kardinal Lehmann gratuliert Hans Tietmeyer

Hans Tietmeyer, Kuratoriumsvorsitzender der Arbeitgeber-„Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) und ehemals Präsident der Bundesbank, feiert heute seinen 75. Geburtstag. Die INSM hat dazu eine schöne Pressemitteilung gemacht und zwei prominente Gratulanten organisiert: Helmut Kohl und Karl Kardinal Lehmann, den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz. Mit Kardinal Lehmann verbinden Tietmeyer offenbar gute Kontakte, die die INSM auch […]
von 18. August 2006

Hans Tietmeyer, Kuratoriumsvorsitzender der Arbeitgeber-„Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) und ehemals Präsident der Bundesbank, feiert heute seinen 75. Geburtstag. Die INSM hat dazu eine schöne Pressemitteilung gemacht und zwei prominente Gratulanten organisiert: Helmut Kohl und Karl Kardinal Lehmann, den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz. Mit Kardinal Lehmann verbinden Tietmeyer offenbar gute Kontakte, die die INSM auch genutzt hat, um die Position der katholischen Kirche zum Sozialstaat und der sozialen Marktwirtschaft zu beeinflussen.

Tietmeyer war im Oktober 2001 Hauptredner bei der Tagung des Bundes Katholischer Unternehmer zum Thema Soziale Marktwirtschaft und veröffentlichte im Dezember 2001 bei der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle die Broschüre „Besinnung auf die Soziale Marktwirtschaft“. Beide Male wandte sich Tietmeyer gegen die einseitige Interpretation des Sozialen als Verteilungsgerechtigkeit und plädierte für mehr „Eigenverantwortung“. Umgekehrt wurde Kardinal Lehmann im Juni 2002 als erster Redner zu den Ludwig Erhard-Lectures eingeladen, die die INSM neu ins Leben gerufen hatte.

Lehmann berief dann Tietmeyer zusammen mit Paul Kirchhof (damals noch INSM-Botschafter) in den neunköpfigen Beraterkreis für ein neues Papier der katholischen Kirche zum Sozialstaat. Der Impulstext „Das Soziale neu denken“ (pdf) der katholischen Bischöfe wurde im Dezember 2003 veröffentlicht und präsentierte über weite Strecken eine neoliberal geprägte Analyse eines „Reformstaus“ und die Kritik an einem „unüberschaubaren Dickicht von Transferleistungen“. Dies bedeutete einen deutlichen Richtungswechsel nach dem vielbeachteten gemeinsamen Sozialwort mit der evangelischen Kirche von 1997 – befördert durch die INSM. Allerdings stieß das Papier auch innerhalb der Kirche auf Widerspruch – siehe die Stellungnahme der Professoren Karl Gabriel, Friedhelm Hengsbach und Dietmar Mieth (pdf).

Siehe auch Harald Schumanns Artikel „Die Apo des Kapitals“ aus dem Tagesspiegel vom 30.10.2004.

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