Lobbyismus und Klima

Autolobby hat das Effizienzlabel für Autos selbst geschrieben

Der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) hat offenbar das umstrittene Effizienzlabel selbst geschrieben, das seit Anfang 2012 für Neuwagen gilt. Das belegen interne Dokumente, die die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gestern der Öffentlichkeit vorstellte. Darin wird deutlich, dass der VDA der Bundesregierung ihre eigenen Wünsche zu der Umweltkennzeichnung diktiert hat und eng in die Absprache zwischen den Ministerien eingebunden war.
von 29. Oktober 2013

Der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) hat offenbar das umstrittene Effizienzlabel selbst geschrieben, das seit Anfang 2012 für Neuwagen gilt. Das belegen interne Dokumente, die die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gestern der Öffentlichkeit vorstellte. Darin wird deutlich, dass der Autolobbyverband VDA der Bundesregierung seine eigenen Wünsche zu der Umweltkennzeichnung diktiert hat und eng in die Absprache zwischen den Ministerien eingebunden war.

Ein Effizienzlabel zugunsten der deutschen Autowirtschaft

Schaubild_Pkw-LabelDas Effizienzlabel wurde Anfang 2012 eingeführt und soll dazu dienen, Verbraucherinnen und Verbrauchern eine Orientierung über die Effizienz eines Neuwagens zu verschaffen. Es soll außerdem Anreize für spritsparende Autos schaffen, um so das Klima zu schützen.

Das Label gibt allerdings nicht den absoluten Verbrauch an, sondern klassifiziert den CO2-Ausstoß in Relation zum Gewicht. Damit schneiden vor allem schwere Autos – wie sie in Europa vorwiegend in Deutschland hergestellt werden – relativ gut ab.

Genau diese Bevorteilung der deutschen Automobilindustrie war erklärtes Ziel der Autolobby. Die Bundesregierung hat – so zeigen die Dokumente – die Vorschläge der VDA bis in kleinste Details übernommen. Umwelt- und Verbraucherverbände hatten schon bei der Einführung des Labels kritisiert, dass dieses irreführend sei.

Der VDA agiert als verlängerter Arm der Bundesregierung

Die Dokumente belegen, dass hier ein Lobbyverband nicht einfach nur seine Positionen übermittelt hat, sondern gleich noch die Abstimmung zwischen den Ministerien übernahm. Der VDA agiert hier scheinbar als verlängerter Arm der Bundesregierung. Einem einzelnen Lobbyverband solche Kompetenzen zuzuschreiben, ist höchst problematisch.

Der Fall macht deutlich: Die Bundesregierung muss sich dringend mit ihrem Umgang mit Lobbygruppen auseinandersetzen. Es darf nicht sein, dass einzelne mächtige Lobbygruppen mehr Zugänge bekommen als andere.

Weitere Informationen:

 

Teilen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert

Kommentar absenden

9 Kommentare

Dieter30. Oktober 2013 um 10:35

Vollkommen richtig. Deswegen schneiden Lotus, Caterham und Morgan schlecht ab. Obwohl die Autos 5-8 Liter brauchen auf 100km. Das ist eine Frechheit. Der Cayenne ist das sauberste Auto mit seinen 25 Litern als Turbo (selbst erFAHREN), wer sowas behauptet und den Konsumenten suggeriert gehört an die Wand gestellt.

Capt. Jacob30. Oktober 2013 um 13:12

Warum arbeitet eigentlich LobbyControl nicht mit Parteien zusammen, die Lobbyismus
strikt ablehnen und unterbinden wollen, so wie z.B. die Partei der Vernunft?
Da könnte LobbyControl doch mehr Einfluss auf die Politik in ihrem Sinne gewinnen.

Armin Klingel31. Oktober 2013 um 0:40

Die Erderwärmung ist ein Schwindel, das Umweltlabel sowiso. Was hilft es, wenn ein Auto wenig Kraftstoff braucht, der Besitzer täglich 500 Meter ins Geschäft, zur Mittagspause zurück, wieden ins Geschäft und abends nach Hause fährt. Die ganze Diskussion bringt absolut nichts. Die Sonne regelt unser Klima.

@ armin2. November 2013 um 17:42

Wenn es doch nur so einfach wäre…. ;)
Das Klima ist von vielen verschiedenen Faktoren abhänig. NUR ein bsp. die Erdoberflächer wirft einen Großteil der Sonnenstrahlen zurück die dann wieder in den Weltraum entweichen, sind jedoch zu viele Partikel ( CO2 usw.) in der Luft wird die Welle wieder zurück geworfen, sprich die Energie entweicht dem System Erde nicht. Soviel zu dem Schwindel ;) Weniger Kraftstoffverbrauch= weniger CO2 in der Luft= weniger Wellen die wieder auf die Erde zurück geworfen werden. Im übrigen Treibhausgas Nr1 ist H2O. Falls Sie das Thema interessiert, bitte ich Sie, sich etwas zu informieren an statt den quatsch mancher Menschen nach zu plappern, die mit aller macht den Statusquo aufrecht erhalten wollen. Unter Wissenschaftlern ist der Klimawandel/Erderwärumg (global change) bewiesen, jeder der dies als Schwindel ab tut verschließt sich einer turbulenten Zukunft, die wir hätten gestern schon anpacken müssen…

Friedrich Walz4. November 2013 um 19:07

Hallo Frau Deckwirth,
zu Recht empört man sich über eine Regierung, deren Politik ganz offen von einer Lobby – hier VDA- bestimmt wird. Was mir fehlt ist, dass nie offen gesagt wird, warum das so reibungslos funktioniert. Was jetzt mit einem Herrn von Klaeden gerade deutlich wird, hat sein vermutlicher Ziehvater Matthias Wissmann – seit langem VDA-Vorsitzender und gerade erst wiedergewählt- vor langen Jahren noch extremer vorgemacht: unter Kohl war er von 93 bis 98 Verkehrsminister(!) und Frau Merkel Umweltministerin. Frohgemut kehrte er dann der offiziellen Politik den Rücken, um mit seinem Wissen und Beziehungen dann der Lobbyist der Autoindustrie, als Dutzfreund von Merkel, zu werden. „Er ist unser Wunschkandidat“ sagte damals Zetsche als Vorstandsvorsitzender der Daimler AG.
Warum kommt dieser Mann so ungeschoren davon?

Critical6. November 2013 um 17:06

Nach dem Lesen Ihres Kommentars habe ich den Eindruck,
als gebe es zwischen der Bundesregierung und Leuten aus verschiedenenen Wirtschaftszweigen eine Art Klüngelwirtschaft, im Grunde bleibt alles in einer Hand da oben, nur die Rollen können sich wechseln …
Vorher Poltiker, jetzt Lobbyist – und umgekehrt!
Und es geht ihnen im Grunde allen gut, während unsereins den Job wechselt, ist es oft mit finanziellen und materiellen Verlusten verbunden.
Die oberen Zehntausend in Politik und Wirtschaft fallen meistens – eher nach oben und bleiben auch dort, während der Otto Normalverbraucher vergleichsweise – u.U. abstürzt.

Critical6. November 2013 um 17:14

DESHALB:
Trau, schau, wem!
Holzauge, sei wachsam!
Der Bürger sollte sich also GENAUSTENS informieren – und NICHT EINSEITUG …
Die Wirtschaft allgemein lügt doch großteils, dass sich die Balken biegen,
man DARF im Grunde NICHTS MEHR glauben!
Es gilt wohl fast überall die VERLOGENHEIT, kaum die Wahrheit.
Auch gilt MEHR SCHEIN als SEIN – und die meisten von uns lassen sich (gerne) blenden …
C´est la vie!

Birgit Haushahn10. November 2013 um 9:46

Die Autolobby können nur die Verbraucher selbst aushebeln, indem sie sich weigern die Karren zu kaufen, anfangen ihre eigenen Autos öfter stehen zu lassen, das Rad nehmen oder wieder mehr zu Fuß gehen, Fahrgemeinschaften bilden, Verkehrsberuhigungsprojekte fördern, autofreie Innenstädte fordern, Carsharing auch privat nutzen unter Freunden und die Besitzer der ressourcenintensiven Spritschleudern öffentlich blamen. Es darf einfach nicht mehr als chic gelten mit den Riesenkarren rumzufahren!!! Werbung im TV wegzappen, aus Zeitschriften raus reißen, bevor jemand die Annoncen sieht oder Gegenannoncen schalten, Plakate veräppeln etc. Es gibt bestimmt viele kreative Möglichkeiten einen Imagewechsel herbeizuführen.

Uwe Bieser7. April 2017 um 23:00

Wenn man den ursprünglichen Gedankengang des Energielabels auf Leuchtmittel überträgt, so wäre eine 10 Watt Glühbirne energiesparender einzustufen, als ein LED-Leuchtmittel mit 11 Watt Leistung. Das nenne Ich wirklich verwirrend.

Auch bei Fahrzeugen ist dies nicht sinnvoll, nur nach dem Verbrauch zu beurteilen. Unser Peugeot 108, BJ 2015, verbraucht im Schnitt 5,8 Liter und somit nur 0,7-0,9 Liter weniger, als mein betagter BMW Diesel. Mit 68 PS Leistung besitzt der Peugeot exakt nur 1/3 der Leistung des 330d, BJ 2004. Des weiteren hat er nur 3 Zylinder statt 6 und der Gewichtsunterschied beträgt ca. 650 kg. Wenn ich den alten BMW zum Vergleich heranziehe würde ich nicht behaupten wollen, dass der Peugeot 108 Benziner sparsam ist. Wenn ich nach einem sparsamen Kleinwagen Ausschau halte, erhalte ich nur sinnvolle Effizienzaussagen, wenn ich ihn gleichwertigen Fahrzeugen seiner Klasse vergleiche. Absolute Verbrauchswerte sind Mumpitz. Dabei würde eine S-Klasse, die nur 5 Liter brauchen würde, nicht herausstechen. Etwas weiter gedacht, ist so etwas kontraproduktiv. Wenn alle Luxusfahrzeuge kaum über die schlechteste Klasse herauskommen würden, dann würden potentielle Käufer kaum einen Anreiz sehen eine möglichst effiziente Ausführung in Betracht zu ziehen.