Lobbyismus in der EU

Cancer United – Verschleiertes Lobbying der Pharmaindustrie

Auf den ersten Blick erscheint die kürzlich in Brüssel neu gegründete Initiative „Cancer United“ durchaus unterstützenswert: Ein Zusammenschluss aus Patientenverbänden, Ärzten, Wissenschaftlern, der Industrie und Politikern hat sich zum Ziel gesetzt, die Standards der Krebsbehandlungen in Europa anzugleichen. Nach Recherchen des Guardian bietet sich einem allerdings ein anderes Bild: Alleiniger Finanzier und Initiator der Kampagne […]
von 27. Oktober 2006

Auf den ersten Blick erscheint die kürzlich in Brüssel neu gegründete Initiative „Cancer United“ durchaus unterstützenswert: Ein Zusammenschluss aus Patientenverbänden, Ärzten, Wissenschaftlern, der Industrie und Politikern hat sich zum Ziel gesetzt, die Standards der Krebsbehandlungen in Europa anzugleichen.

Nach Recherchen des Guardian bietet sich einem allerdings ein anderes Bild: Alleiniger Finanzier und Initiator der Kampagne ist die Pharmafirma „Roche“, Hersteller diverser Medikamente zur Behandlung von Krebsleiden, die mit dieser Kampagne ihre Absatzzahlen in ganz Europa in die Höhe treiben möchte. Organisiert wird die Kampagne von einer der führenden PR-Agenturen, Weber Shandwick. Als Grundlage für die Kampagne wurde eine Studie über Standards der Krebsbehandlung in verschiedenen europäischen Ländern präsentiert, welche auch komplett von „Roche“ finanziert wurde. Nach Außen hin versucht die Kampagne, sich als sozial und gemeinnützig zu verkaufen. Die Finanzierung durch Roche wird auf der Homepage von „Cancer United“ nur am Rande erwähnt. In Deutschland haben die Financial Times und das Deutsche Ärzteblatt über Cancer United berichtet – aber ohne die Hintergründe der Kampagne offen zu legen.

Auch diverse Politiker und Patientenverbände haben sich von diesem geschickten und subtilen Lobbying eines Pharmaunternehmens täuschen lassen. Der Vorstand der „Europäischen Krebspatienten Koalition“ und ein Mitglied des Europäischen Parlaments haben sich nach Informationen des „Guardian“ wieder von der Initiative distanziert und ihre Posten im Vorstand von „Cancer United“ aufgegeben, nachdem sie von der einseitigen Finanzierung erfuhren.

Mit der irreführenden Strategie haben sich „Cancer United“ und Roche in den Anwärterkreis für den „Worst EU Lobbying Award 2006“ gespielt. Die Internet-Abstimmung über das schlimmste Lobbying in der EU startet am 6. November unter www.worstlobby.eu.

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