Aus der Lobbywelt

Verdeckte PR – Rüge für den VDB, die EPPA GmbH und Berlinpolis

Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) – das Selbstregulierungs-Gremium der PR-Branche – hat eine öffentliche Rüge (pdf) gegen den Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie e.V. (VDB), die Agentur EPPA GmbH und Berlinpolis ausgesprochen und verurteilt die unlauteren Methoden der verdeckten PR auf das Schärfste. Hintergrund für diese Rüge ist die von LobbyControl in diesem Sommer […]
von 25. November 2009

Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) – das Selbstregulierungs-Gremium der PR-Branche – hat eine öffentliche Rüge (pdf) gegen den Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie e.V. (VDB), die Agentur EPPA GmbH und Berlinpolis ausgesprochen und verurteilt die unlauteren Methoden der verdeckten PR auf das Schärfste. Hintergrund für diese Rüge ist die von LobbyControl in diesem Sommer öffentlich gemachte verdeckte PR von Berlinpolis bzw. der Agentur EPPA GmbH für den VDB im Jahr 2008.

Der Ratsbeschluss bestätigt einige Details, die wir bisher nur als Vermutungen veröffentlicht hatten, und trägt damit erfreulich zur Aufklärung dieses Falls bei. Dennoch wird auch hier wieder die begrenzte Reichweite der Selbstregulierung deutlich: Der Rat muss zu Protokoll geben, dass „nicht festgestellt werden [konnte], ob die EPPA GmbH inzwischen von dem […] Geschäftsmodell der verdeckten PR Abstand genommen hat“.

Ende 2007 hatte die Agentur EPPA GmbH einen Auftrag des VDB über Medienanalyse und Öffentlichkeitsarbeit erhalten. Im Zuge dieser Kampagne platzierte Berlinpolis, als Subunternehmer der Agentur EPPA GmbH, Leserbriefe und Fachartikeln in verschiedenen Medien, die sich positiv zum umstrittenen Thema Biokraftstoffe äußerten. Bei dieser manipulativen Meinungsmache pro Biokraftstoff wurde der Auftraggeber VDB nie und die ausführende Agentur nur selten genannt. Für die Öffentlichkeit entstand somit der Eindruck, dass die Beiträge von Privatpersonen bzw. unabhängigen Experten geschrieben waren. Auch die von Berlinpolis organisierte Diskussionsveranstaltung mit dem Titel „Tank oder Teller“ gehörte zu den Maßnahmen. Nach Angaben von Berlinpolis waren die beteiligten Politiker darüber jedoch nicht informiert und haben keine Vergütung erhalten.

Brisanz erhielt der Fall auch durch einen Artikel des damaligen Berlinpolis-Mitarbeiters Markus Becker auf dem Internetportal „Kreative Ökonomie“ des NRW-Wirtschaftsministeriums. Das Portal wurde zu der Zeit von Berlinpolis betreut. Der Artikel „Rekordpreise bei Öl und Gas“ war zum Teil aus einer Pressemitteilung von Berlinpolis für den VDB-Auftrag kopiert. Berlinpolis verwendete also Texte eines Kunden (VDB) auf dem Portal eines anderen (Land NRW). Dieses wertet der DRPR in seinem einstimmigen Ratsbeschluss als intransparentes Lobbying. Das Land NRW hat inzwischen auf Druck von LobbyControl die Zusammenarbeit mit Berlinpolis bei einem anderen Auftrag beendet.

Berlinpolis und die EPPA GmbH haben sich nach dem Skandal um die verdeckte PR bei der Deutschen Bahn nun also zum zweiten Mal in kurzer Zeit eine Rüge des DRPR eingefangen. Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie akzeptierte die Rüge (pdf).

Noch ein Erinnerungs-Hinweis: Am kommenden Freitag (27.11.) findet die öffentliche Diskussionsveranstaltung „Grauzonen des Lobbyismus“ auf Einladung von Berlinpolis statt, bei der auch unser Vorstandsmitglied Ulrich Müller sprechen wird. Es wird sicherlich eine interessante Veranstaltung…

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