Kurzmeldung

RWE lässt Azubis demonstrieren

Laut eines Artikels auf taz.de stellt der Energiekonzern RWE seine Auszubildende frei, um morgen an einer Pro-Atom-Demo in Biblis teilzunehmen. Diese soll einen Tag vor der Anti-Atom-Demo „Mal richtig abschalten!“ stattfinden. RWE scheut keine Kosten und Mühen und will die Azubis mit Bussen nach Biblis bringen lassen. Der taz-Artikel zeigt, dass von den Azubis sehr […]
von 3. September 2009

Laut eines Artikels auf taz.de stellt der Energiekonzern RWE seine Auszubildende frei, um morgen an einer Pro-Atom-Demo in Biblis teilzunehmen. Diese soll einen Tag vor der Anti-Atom-Demo „Mal richtig abschalten!“ stattfinden. RWE scheut keine Kosten und Mühen und will die Azubis mit Bussen nach Biblis bringen lassen. Der taz-Artikel zeigt, dass von den Azubis sehr wohl die Teilnahme an der Demo erwartet wird. Angesichts ihres Abhängigkeitsverhältnisses gegenüber dem Unternehmen kann also nicht von rein freiwilligem Engagement der Azubis ausgegangen werden.

RWE greift damit einen amerikanischen Trend auf, die stärkere strategische Mobilisierung der eigenen Mitarbeiter und deren Einbindung als “Fußtruppen” in die eigene Lobbyarbeit („grassroots lobbying“). Ein anderes Beispiel war die Briefkampagne, die der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) im Oktober 2006 über seine Vertriebsmitarbeiter inszenierte.

In den USA gibt es zahlreiche weitere Beispiele. So berichtete die New York Times im August über Aktivitäten der vermeintlichen Bürgerbewegung „Energy Citizens“ die vom American Petroleum Institute, dem größten Interessenverband der Öl- und Gasindustrie, unterstützt wird.

Wir greifen das Thema Grassroots Lobbying auch in unserem LobbyPlanet Berlin auf (an der Station PKV). Eine interessante Lektüre zu dem Thema ist auch das Buch „Kampagne! 3. Neue Strategien im Grassroots Lobbying für Unternehmen und Verbände„, herausgegeben von Marco Althaus. Das Buch ist eher als Handreiche für Lobbyisten gedacht: es streift auch die Problematik von (vermeintlichen) Grassroots Lobby-Kampagnen, ist aber ingesamt wenig kritisch. Interessant sind aber die Fallstudien aus verschiedenen Politikbereichen.

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10 Kommentare

antiferengi4. September 2009 um 11:32

Interessant, – ein weiteres Resultat neoliberalem Dogmas.
Liberale deliberalisieren das Demonstrationsrecht.
Eine Gesellschaft welche beginnt an ihren eigenen Widersprüchen zu ersticken, hält schon zwanghaft die Luft an.

Mr. X4. September 2009 um 13:45

wurden schon Winkelemente verteilt?

wie früher4. September 2009 um 20:38

Verpflichtende Teilnahme an Demonstrationen, das kennt man sonst nur aus Erzählungen über die DDR.
Die frühere FDJ-Sekretärin Merkel wird das sicher bestätigen können …

Enrico5. September 2009 um 17:12

Naja, ich denke wer für einen Konzern arbeitet der AKWs betreibt bezweifel ich das man ein überzeugter Atomkraftgegner ist. Und es wird schließlich auch keiner gezwungen dort zu arbeiten.

Von daher ist das doch, zumindest im übertragenen Sinne, nichts anderes als wenn Opel-Mitarbeiter für staatliche Unterstützung des Unternehmens demonstrieren.

Bernd6. September 2009 um 13:00

Also ich hab den Bersicht im TV gesehen und im ersten Moment gedacht – so was darf doch wohl nicht wahr sein.
Dass die Lobby hier für Atomkraft demonstrieren lässt, stört mich nicht, das ist denen ja klareweise zuzutrauen – dass aber dann die Fernsehanstalten etwas derart durchsichtiges kommentarlos auch noch senden find ich eben unmöglich.
Wenn das unter „öffentlicher Berichterstattung gemeint sein soll dann kann man ja gleich jede NPD Demonstration auch mit ein paar Kommentaren von Alt- und Neunazis auch genauso kommentarlos senden.

juergen7. September 2009 um 11:17

Die Atomkraft in ihrem Lauf, halten weder Künast und Trittin auf….Habe eh schon lange den Eindruck, dass wir in der DDR angekommen sind. Nur ein wenig bunter

Mr. Captcha14. September 2009 um 13:04

Kam auch am 14.09. nach dem Kanzlerduell bei extra3 im NDR

LoneWolf16. September 2009 um 14:41

Bemitleidenswerte Sklaven…
Und daß bitteschön jeder nur für seinen Job auf die Straße geht…!
Wo kämen wir auch hin, wenn wir erkennen würden, daß wir doch alle in der selben Sklavengaleere schuften müssen…wahrscheinlich zum Generalstreik..oder Steuerstreik…

„Wess‘ Brot ich ess,
des‘ Lied ich sing!“

Peter-Jürgen Scholz16. September 2009 um 15:45

Wer hat eigentlich in unserer Demokratie das Sagen?
Stellen wir uns mal ganz dumm!

Erhard Renz24. September 2009 um 15:13

Mein Leserbrief in der lokalen Presse vor Ort hat eine Leserbrieflawine der „Mitarbeiter“ ausgelöst. Nach drei Tagen und zehn Leserbriefen wurde die Diskussion geschlossen ohne daß mir eine Gelegenheit gegeben wurde drauf zu reagieren…
http://www.sonnenfluesterer.de/?p=1312