Aus der Lobbywelt

Wie man Journalisten professionell bearbeitet

Einen Einblick in die professionelle Begleitung von Journalisten durch die PR-Abteilung eines Unternehmens lieferte gerade Microsoft. Der Journalist Fred Vogelstein schrieb für das amerikanische Magazin Wired einen Artikel über Microsofts neue Offenheit im Internet. Dabei erhielt er versehentlich ein Briefing über sich selbst und Anmerkungen für seine Interviewpartner, die Microsoft und die PR-Firma Waggener Edstrom […]
von 3. April 2007

Einen Einblick in die professionelle Begleitung von Journalisten durch die PR-Abteilung eines Unternehmens lieferte gerade Microsoft. Der Journalist Fred Vogelstein schrieb für das amerikanische Magazin Wired einen Artikel über Microsofts neue Offenheit im Internet. Dabei erhielt er versehentlich ein Briefing über sich selbst und Anmerkungen für seine Interviewpartner, die Microsoft und die PR-Firma Waggener Edstrom zusammengestellt hatten.

Es ist wenig überraschend, dass sich Unternehmen über recherchierende Journalisten informieren und ihre Botschaften platzieren wollen. Aber auf jeden Fall interessant zu lesen, mit welchem Aufwand versucht wurde, erstens die Geschichte überhaupt bei Wired zu platzieren und zweitens die Recherchen von Fred Vogelstein im sicheren Fahrwasser zu halten. Fred Vogelstein schreibt in seinem Blog dazu:

„Sie schrieben die von mir geführten Interviews nieder; andere machten sich Notizen über jede meiner Äußerungen, um Hinweise zu bekommen, was ich als nächstes fragen würde oder am Ende in meiner Reportage stehen könnte; andere bereiteten Manager durch Fragen vor, die ich gestellt hatte, und schlugen gute Antworten vor.“ (Übersetzung von The Inquirer)

Frank Shaw von der PR-Agentur Waggener Edstrom beschreibt in seinem (englischen) Blog das Vorgehen als ganz normal. Er versteigt sich sogar zu der Behauptung, dass diese Art von PR-Begleitung auch im Interesse des Journalisten sei. PR und Journalisten hätten in diesem Fall das gleich Interesse: gute Interviews.

Das Briefing zeigt genau das Gegenteil: Das Interesse der Unternehmens-PR ist die Recherche von Journalisten in Zaum zu halten. Natürlich müssen dem Journalist oder der Journalistin genug interessante Informationen geboten werden – aber zugleich müssen er oder sie von den heiklen Bereichen fern gehalten werden. Der Fall Vogelstein ist ein schöner Einblick in diese Begleitung von Journalisten durch PR, den man selten bekommt. Und die sicher nicht nur bei Microsoft so läuft…

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