Aus der Lobbywelt

Wegweisende Entscheidung über Medikamentenerstattung – und der Kampf der Pharmalobby dagegen

Heute entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss, ob künstliches Insulin (kurzwirksame Insulinanaloga) weiter Kassenleistung bleibt. Erwartet wird, dass Insulinanaloga in Zukunft nicht mehr von den Kassen bezahlt werden – basierend auf einer Empfehlung des Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), das im Auftrag der Bundesregierung seit 2004 den Nutzen medizinischer Leistungen für den Patienten untersucht. […]
von 18. Juli 2006

Heute entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss, ob künstliches Insulin (kurzwirksame Insulinanaloga) weiter Kassenleistung bleibt. Erwartet wird, dass Insulinanaloga in Zukunft nicht mehr von den Kassen bezahlt werden – basierend auf einer Empfehlung des Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), das im Auftrag der Bundesregierung seit 2004 den Nutzen medizinischer Leistungen für den Patienten untersucht. IQWiG sieht in den Insulinanaloga keinen zusätzlichen Nutzen gegenüber herkömmlichen Humaninsulin.

Die Pharmaindustrie lief im Vorfeld Sturm gegen diese Entscheidung und das IQWiG im allgemeinen. Zwei lesenswerte Artikel dazu:

1) Gib dem Affen Zucker
Stern, 13. Juni 2006

Darin berichtet der Stern, wie die Pharmabranche über den angeblichen Medizinjournalisten Adel Massaad versuchte, scheinbare Enthüllungen über das IQWiG in den Medien zu platzieren. Außerdem bot Massaad dem stern auch Gespräche mit dem Chef des Pharmakonzerns Novo Nordisk, Markus Leyck Dieken, und mit Manfred Wölfert, dem Vorsitzenden des Deutschen Diabetiker Bundes an.

Kommentar: Der Fall Massaad zeigt unserer Meinung nach, zu welchen weitreichenden Methoden manche bei der Beeinflussung der Medien greifen.

2) Streit um Erstattung von Insulinanaloga
Süddeutsche Zeitung, 18. Juli 2006

Er geht u.a. auf die von Patientenorganisationen und ihre Instrumentalisierung durch die Pharmaindustrie ein. Auch Transparency International (TI) hatte in ihrem Jahrbuch Korruption 2006 mit dem Schwerpunkt Gesundheitssektor den Deutschen Diabetiker Bund kritisiert. Er wird u.a. von den Insulin-Herstellern Aventis, Novo Nordisk und Lilly unterstützt und macht sich für die weitere Erstattung der teureren Insulinanaloga stark. Beiträge in der Mitgliederzeitschrift basieren laut TI scheinbar auf Produktinformationen der Hersteller. Der DDB verwahrt sich allerdings gegen diese Kritik und spricht von einer „Rufmord-Kampagne“ auf Basis nicht belegter Vorwürfe. Der DDB sei aus eigenem Interesse und eigenen Erfahrungswerten gegen die Streichung der Insulinanaloga aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen.

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