Kurzmeldung

Report München führt Zuschauer in die Irre

Am Montag lief bei Report München (ARD) ein Beitrag von Günter Ederer, der anlässlich des Live Earth-Konzerts die Klimaschutzkampagne von Al Gore und die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen wie Germanwatch kritisiert. Günter Ederer (bekannt auch für seine Märchen-Filme zum Sozialstaat, teilweise gefördert durch die Arbeitgeber-Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft) lässt dabei zweimal Fred Singer zu Wort kommen. […]
von 13. Juli 2007

Am Montag lief bei Report München (ARD) ein Beitrag von Günter Ederer, der anlässlich des Live Earth-Konzerts die Klimaschutzkampagne von Al Gore und die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen wie Germanwatch kritisiert. Günter Ederer (bekannt auch für seine Märchen-Filme zum Sozialstaat, teilweise gefördert durch die Arbeitgeber-Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft) lässt dabei zweimal Fred Singer zu Wort kommen. Dieser gehört zu den bekanntesten sogenannten „Klimaskeptikern“ (Klimawandelskeptiker wäre eigentlich genauer) und hat enge Verbindungen zur Ölindustrie.

Die Studie „Smoke, Mirrors & Hot Air“ der amerikanischen Wissenschaftlerorganisation „Union of Concerned Scientists“ listet die Verbindungen von Fred Singer zu elf Institute und Organisationen auf, die Gelder vom Ölkonzern ExxonMobil bekommen, um die Debatte über den Klimawandel zu beeinflussen. Singer war für die meisten Organisationen als Berater, Autor oder als sogenannter Fellow tätig, z.B. als Senior Fellow für die Heritage Foundation oder als Adjunct Fellow für Frontiers of Freedom. Diese Organisation wurde von 1998 bis 2006 mit mehr als 1 Mio. US$ gefördert (genau 1.182.000 US$), die Heritage Foundation mit 565.000 US$ (Quelle: Auswertung von ExxonMobil-Daten durch Greenpeace USA, pdf)

Das von Singer selbst gegründete Science and Environmental Policy Project (SEPP) wurde ebenfalls von ExxonMobil gefördert, aber nur mit kleineren Summen von 1998 bis 2005 mit 20.000 US$ (laut „Smoke, Mirrors & Hot Air“). Aber die Verbindungen reichen über die finanzielle Unterstützung hinaus: 1998 gründete ExxonMobil zusammen mit Chevron (Öl), der Southern Company (Energieversorger) und dem American Petroleum Institute (API) das „Global Climate Science Team“ (GCST). Das Team entwickelte eine Strategie, wie über durch die Infragestellung wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Klimawandel Klimaschutzmaßnahmen wie das Kyoto-Protokoll untergraben werden sollten. Mitglied in dem Team war die Vizepräsidentin von SEPP, Candace Crandall – zugleich die Frau von Fred Singer (internes Memo des American Petroleum Institute, Appendix C der Studie „Smoke, Mirrors & Hot Air“).

Die UCS-Studie bezeichnet die Strategie von ExxonMobil, scheinbar unabhängige Denkfabriken und Institute zu fördern, als „information laundering“ (Informationswäsche) und vergleicht sie mit den Versuchen der Tabakindustrie, die Gesundheitsgefahren des Rauchens und des Passivrauchens abzustreiten. Interessanterweise war Fred Singer bzw. SEPP auch an Studien bzw. Kampagnen beteiligt, die mit finanzieller Unterstützung der Tabakindustrie die amerikanische Umweltbehörde EPA in Frage stellen sollten.

Von all diesen Verbindungen erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer bei Report München nichts – obwohl Ederer seinen Experten Fred Singer ausführlich vorstellt:

„Im Brüsseler Europaparlament treffen wir einen der Hauptkritiker der Klimakatastrophenszenarien. Prof. Fred Singer. Einige seiner wissenschaftlichen Positionen: Dekan der Umweltwissenschaften der Universität Virginia, erster Direktor des Nationalen US-Wettersatelliten Services, Chef- Wissenschaftler amerikanischer Ministerien und Sachverständiger des Kongresses. In Brüssel spricht er vor britischen Abgeordneten. Er kommt gerade von einem Treffen mit der niederländischen Regierung. Im April war er vom Vatikan in Rom als Sachverständiger geladen. Im Juni in Berlin urteilte er über Al Gore`s Film: […]“

Ederer ist offensichtlich nur daran interessiert, Fred Singer als gefragten und anerkannten Experten zu schildern, und lässt alles andere unter den Tisch fallen. Den Zuschauerinnen und Zuschauern wird ein einseitiges Bild von Singer vorgespiegelt. Das ist umso erstaunlicher, weil der Beitrag von Ederer an anderer Stelle explizit die (teilweise) Finanzierung von Germanwatch durch die Münchner Rück-Stiftung thematisiert. Umso mehr wäre es seine Pflicht gewesen, auch auf die Verflechtungen von Herrn Singer hinzuweisen.

Dass Ederer über Singers Hintergrund und seine Verbindungen Bescheid wissen dürfte, zeigt auch das Bildmaterial des Beitrags. Fred Singers Aussage zum Film von Al Gore ist in Berlin in den Räumen des Instituts für Unternehmerische Freiheit aufgezeichnet – dort war er am 30. Mai zu einer Klimatagung des Europäischen Instituts für Klima & Energie (EIKE), des Instituts für Unternehmerische Freiheit (IUF) und von CFACT eingeladen. EIKE ist übrigens eine Neugründung, von der es bis jetzt weder eine Adresse noch Angaben über Mitarbeiter oder Finanzierung gibt. Bekannt sind nur die beiden Vorstandsmitglieder Wolfgang Müller vom IUF und Holger Thuß von CFACT Europe. IUF ist eine marktliberale Denkfabrik in Berlin, die sich weigert offenzulegen, von welchen Unternehmen sie Geld bekommt. CFACT war in dem oben erwähnten „Global Climate Science Team“ vertreten und erhielt von 1998 bis 2006 insgesamt 567.000 US$ von ExxonMobil.

ARD und Report München sollten deshalb zumindest eine Klarstellung auf der Webseite des Beitrags von Report München veröffentlichen. Außerdem sollten sie sicherstellen, dass weitere Beiträge von Günter Ederer journalistischen Standards entsprechen.

Inhaltliche Kritik an dem Beitrag gab es auch von Germanwatch. Die Organisation hat eine Stellungnahme vorgelegt, die wissenschaftliche Belege für die eigenen Aussagen zum Klimawandel liefert und Report München eine unsaubere Argumentationsweise vorwirft. Die Stellungnahme wendet sich auch gegen einen Artikel der Autoren Dirk Maxeiner und Michael Miersch in der Zeitung „Die Welt“, der ebenfalls die „Klimaexpedition“ von Germanwatch angriff.

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10 Kommentare

kaboom24. September 2007 um 14:10

„Klimaskeptiker“, die gibt es nur in der Presse. In der Wissenschaft gibts die – zumindest in peer-review Magazinen nicht. Seit 1993 ist kein „klimaskeptischer Artikel“ in einem der vorgenannten Zeitschriften erscheinen. Die Desinformationskampagne der Kimaskeptiker gleicht jener der Tabaklobby. Und – wen wunderts – auch dort profilierte sich Singer: als Lobbyist von Dr. Marlboro.

Die Leute die hier das – lächerliche – Statement über den angeblichen Lobbismus der Wissenschaftler kolportieren sollten vor dem Übernehmen von Argumenten der CO2-Lobby in den USA mal gerade den Kopf einschalten: In Deutschland kann ein Doktor / Professor etc. an seinen Projekten keinen müden Euro verdienen.
Ein Professor ist Beamter. Dem kann es sch…egal sein über was er forscht. Dem kann es sogar egal sein OB er forscht.

Die ganze Argumentation der „Skeptiker“ erinnert mich einerseits an die Kampagnen der Tabaklobby, andererseits daran das sich zu jedem Thema „Skeptiker“ finden. Mondlandungs-Skeptiker, Evolutions-Skeptiker, wahrscheinlich gibts auch Leute die anzweifeln das die Erde rund ist. Diese Leute haben ihren Glauben. Die kann man nicht beraten.

Krönes3. Oktober 2007 um 18:18

der Staat als Abzocker

Volker Kulessa10. Dezember 2007 um 19:09

Irrtum 1 Die menschliche Zivilisation der letzten 150 Jahre erhöht die CO2-Konzentration der Atmosphäre. Als Folge erwärmt sich die Erde.
Richtig ist: Allgemein anerkannte Bohrungen im antarktischen Eis und deren Analyse, z.B Petit et al. 1999, in Nature veröffentlicht, (dem IPCC bekannt!!!) Hier die aus den Originaldaten generierte Grafik::
:
ERGEBNIS:
die Erwärmung und CO2-Erhöhung schwankt periodisch mit einer Periodendauer von ca. 100 000 Jahren.
Für dei letzten 420 000 Jahre gilt: (in der Wissenschaft unwiderlegt und unwidersprochen). Zuerst wurde es wärmer, dann stieg die CO2-Konzentration!!!

Norbert Haag15. Juli 2008 um 17:34

Wenn der Wahrheitsgehalt von Forschung davon abhängt wer forscht und wer die Forschung bezahlt, wenn der Wahrheitsgehalt von Forschung dadurch belegt wird, dass sich „die Wissenschaft“ einig ist, statt durch Fakten zu belegen die auf die Grundlagen der Physik zurück gehen, dann sieht es schwarz aus für den Fortschritt.

Dinge werden nicht dadurch richtig dass sie von einer Mehrheit vertreten werden, und sie werden auch nicht dadurch falsch, wenn sie von einem unbeliebten Dritten finanziert werden.

Hätte Einstein für die Nazies gearbeitet (in dem Zusammenhang lohnt sich die Überlegung wie sehr Wissenschaftler von einer Staatslinie abhängig sind) so wäre die Relativitätstheorie trotzdem richtig gewesen.

Es sei denn man wirft alle Wissenschaft in den Orkus der Geschichte und fängt noch mal von vorne an … aber das haben selbst die Marxisten nicht geschafft, auch sie haben die Ergebnisse der „bürgerlichen Wissenschaften“ genutzt.

Die ganze Klimawandelgeschichte ist schon lange aus dem Bereich der Wissenschaft in die Sphäre der mystischen Religionen eingegangen. Beweise? Schauen Sie sich einfach diesen Thread von Kommentaren an.

Mann prügelt auf dem Überbringer der Nachricht herum, statt sich mit der Nachricht zu beschäftigen.

Nun gut, dann gibt es eben eine Weltreligion mehr.

Und die Priester dieser neuen Religion des Unterganges, werden wie die Priester aller Religionen weniger an Fakten als an transzendalen Mythen interreisiert sein, um ihrer Gefolgschaft mit dem Hinweis auf den Untergang das ewig Heil zu versprechen.

Nicht besonders neu. Nicht besonders erfolgreich -auf lange Sicht. Nicht besonders moralisch. Nicht besonders vernünftig.

Lange Krank29. September 2008 um 12:31

Der Klimahype .. der da losgetreten wurde und von ÖKO Notstandgläubigen formlos übernommen wurde wird von mir nicht mitgetragen …

Es war schon immer so, dass die Masse IMMER der Masse hinterherlief. Das schrieb schon Wilhelm Reich in seiner Kritik .. „die Massenpsychologie des Faschismus“ … Und die ökos wissen es immer besser als andere.. So war es mit dem Rinderwahn, dem Biosprit, dem Vogelsterben (Vogelpest) den Legebattereien, der Ökosteuer .. ..

Der Klimahype der von Propagandisten losgetreten wurde ist ähnlich sauer wie der damals saure Regen, das Ozon oder die Smokhysterie …. Atomhysterie .. dabei findet täglich im All und um uns herum Kernfusion statt ohne die wir gar nicht leben könnten .. Übrigens auch nicht ohne Co² … Den Dummen und deren Bildung aus den staatlichen Verdummungsanstalten wünsche ich die Freiheit .. die Freiheit zu lernen und zu denken .. und all das .. was sie benötigen um zu begreifen von dessen was ihnen aberzogen und sich zu befreien von den staatlich gutdenkerisch verschönten Doktrinen die ihnen ins Hirn gedrückt wurden ..

Das Klima ist was es ist .. so wie es ist … SOOO wie es ist. Und wir Autofahrer tragen daran wenn überhaupt eine Schuld .. dann im Promillebereich … Und von Schuld kann überhaupt keine Rede sein …

Günter Ederer hat Recht … die Gutmenschen ruinieren diesen Staat. Insbesondere die selbsternannten Fürsorger der Windrädchen und Ameisenkolonien

Freundlich

Frank G. Langekrank

topas1de14. Oktober 2008 um 12:26

@ Lange Krank:
es ist vollkommen richtig, das um uns herum Kernfusionen statt finden u.a – aber das ist meiner Meinung nach nicht das Problem, sondern die Menge ! So wie wir eine bestimmte Menge an Giften schadlos verkraften, so kann ein mehr davon zum Tode führen.

@ alle:
ich selbst schwanke zwischen pro starker Klimaveränderung und kontra hin und her.

Es ist äußerst schwer, sich eine unvoreingenommene Meinung zu bilden (falls so was überhaupt möglich ist).

Denn laufe ich der Masse (?) pro starker Klimaveränderung nach, so ist dies einfach und man gehört dazu.
Bin ich aber kontra eingestellt, dann wird man verbal „gejagt“ !
Und – viele Forscher der Vergangenheit, die nicht der Masse
hinterher gelaufen sind, hatte oftmals am Ende recht.
(die Erde ist keine Scheibe……)

Krankenversicherung7. November 2008 um 14:18

Solange es noch fossile Brennstoffe gibt und die Ölindustrie weiter versucht, die Entwicklung alternativer Energien zu unterbinden oder zu stören, solange werden wir auch mit dieser Problematik leben müssen.

Dialog-Sprachschule25. Juni 2009 um 11:20

So lange nicht das Öl sehr sehr knapp wird,und der Preis dadurch ins unermeßliche steigt,werden wir uns mit disem Problem auseinandersetzen müssen.Ich denke dennoch,dass der Klimawandel übertriben dargestellt wird.

Harald Thielen-Redlich11. Februar 2010 um 21:11

wer eine Übersicht über die Argumente der Klimaskeptiker und ihre Gegenargumente aus der Klimaforschung sucht:
Klima bei ZUM

Josef Makovitzky15. Januar 2014 um 11:49

Ja, die Klimawandelkatastrophe kommt. Dies wird auch heute nocht nicht ernst genommen! Regenwälder werden weiterhin abgeholzt. RWE pocht für Wiedergutmachung in Hessen! Strompreis wird weiterhin manipuliert. Die Banken machen weiter was sie wollen!!