Aus der Lobbywelt

Intransparente Finanzierung der europäischen Klimaskeptiker

Unsere europäische Partnerorganisation Corporate Europe Observatory hat heute einen Bericht über sogenannte „klimaskeptische“ Denkfabriken in Europa und deren intransparente Finanzierung veröffentlicht. Der Bericht untersucht acht europäische Denkfabriken, die Publikationen veröffentlichen oder verbreiten, die in verschiedener Form den menschengemachten Klimawandel in Frage stellen: das Institute of Economic Affairs (IEA), das International Policy Network (IPN) und die […]
von 10. Dezember 2010

Unsere europäische Partnerorganisation Corporate Europe Observatory hat heute einen Bericht über sogenannte „klimaskeptische“ Denkfabriken in Europa und deren intransparente Finanzierung veröffentlicht. Der Bericht untersucht acht europäische Denkfabriken, die Publikationen veröffentlichen oder verbreiten, die in verschiedener Form den menschengemachten Klimawandel in Frage stellen: das Institute of Economic Affairs (IEA), das International Policy Network (IPN) und die Global Warming Policy Foundation (GWPF) aus Großbritannien, CFACT Europe mit Sitz in Deutschland, das spanische Institut Instituto Juan de Mariana, die dänische Organisation CEPOS, das französische Institut Économique Molinari und das Hayek Institut aus Österreich. CEO betont, dass dies keine umfassende Liste aller „klimaskeptischer“ Organisationen in Europa ist, sondern nur ein Auszug.

Keine dieser Denkfabriken hat sich in das freiwillige EU-Lobbyregister eingetragen. Auf Anfragen von CEO gaben sie kaum Auskunft über ihre Finanzierung. So zitiert die Studie etwa ein Telefonat mit Holger Thuss von CFACT Europe, zugleich Präsident des Europäischen Instituts für Klima und Energie: „Why would I tell you about my money? CFACT is my property.“ Leider geht die Studie nicht intensiver auf die Verflechtungen von EIKE und CFACT Europe ein und lässt das Berlin Manhattan Institut (ehemals Institut für unternehmerische Freiheit) außen vor, das mit EIKE zusammen jüngst eine Klima(skeptiker)konferenz in Berlin organisierte. Zu dem politischen Wirken der Klimaskeptiker in Deutschland lohnen sich ergänzend drei Berichte in der Financial Times Deutschland, auf Spiegel Online und Telepolis.

Auch Unternehmen nur teilweise auskunftsbereit
CEO fragte umgekehrt auch bei einigen Unternehmen an, ob sie die klimaskeptischen Denkfabriken unterstützen. Gefragt wurden die acht größten CO2-Emittenten in der EU (ArcelorMittal, BASF, Bayer, BP, E.ON, GDF Suez, Lafarge und Solvay) sowie drei weitere Ölkonzerne (Repsol, Shell and Total). Nur BP räumte ein, eine der acht Denkfabriken finanziell zu unterstützen, nämlich das Institute for Economic Affairs (IEA).

Shell und der Stahlriese Arcelor Mittal verweigerten jegliche Information. Die spanische Ölfirma Repsol und GDF Suez antworteten nicht. Total, Lafarge, E.ON, Solvay und BASF sagten, dass sie keine der acht Denkfabriken unterstützen, aber in anderen Lobbygruppen zum Thema Klimawandel Mitglied oder aktiv sind, etwa dem World Business Council on Sustainable Development, der International Emissions Trading Association und dem European Roundtable of Industrialists (ERT). Bayer gibt nach eigener Auskunft kein Geld an Denkfabriken für das Thema Klimawandel.

Die Kampagne des US-Institute of Energy Research gegen erneuerbare Energien
Die CEO-Studie fragt auch nach der Finanzierung des spanischen Instituto Juan de Mariana und der dänischen Denkfabrik CEPOS, die Auftragsstudien für die US-Lobbygruppe Institute of Energy Research (IER) machten. Diese Studien waren Teil einer Kampagne gegen erneuerbare Energien und gegen die These von „grünen Jobs“. In Deutschland wurde das Rheinisch-westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) vom IER mit einer Studie beauftragt, die ohne Nennung des Auftraggebers dann in den Medien zirkulierte – bis das ARD-Magazin Monitor dazu einen guten Beitrag machte: Die Lüge vom teuren Ökostrom.

Auch in Spanien wollte man die Verbindung zu der US-Lobbygruppe scheinbar unter den Tisch fallen lassen. In der CEO-Studie heißt es: „In their reply to CEO, Instituto Juan de Mariana affirmed that it finances all its activities through the individual donation of his over 250 individual members and that they did not receive corporate funding with the exception of a small Spanish insurance company.“ Als CEO jedoch nachfragte, ob für die vom IER in Auftrag gegebene Studie keine Bezahlung geflossen sein, antwortete das Instituto nicht mehr.

Das IER erhielt in der Vergangenheit Geld von ExxonMobil und der Unternehmensgruppe Koch Industries, die zu den großen Unterstützern von Klimaskeptikern gehören. Dazu hat Greenpeace USA eine interessante Studie veröffentlicht: Koch Industries: Secretly Funding the Climate Denial Machine. Die Studie geht auch auf das IER und seine Studien gegen erneuerbare Energien ein und zeigt, wie diese von einem Netz unternehmensnaher, marktliberaler Denkfabriken in den USA promotet wurden.

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