Aus der Lobbywelt

Büchertipps: Propaganda, Kranke Geschäfte und soziale Bewegungen

Für Weihnachtsgeschenke ist es vermutlich zu spät – aber für alle, die zwischen den Jahren Lust auf ein interessantes Sachbuch haben, hier drei Empfehlungen zu Propaganda und PR, der Pharmalobby und sozialen Bewegungen: Edward Bernays: Propaganda – Die Kunst der Public Relations. Markus Grill: Kranke Geschäfte. Wie die Pharmaindustrie uns manipuliert. Felix Kolb/ Bewegungsstiftung (Hrsg.): […]
von 21. Dezember 2007

Für Weihnachtsgeschenke ist es vermutlich zu spät – aber für alle, die zwischen den Jahren Lust auf ein interessantes Sachbuch haben, hier drei Empfehlungen zu Propaganda und PR, der Pharmalobby und sozialen Bewegungen:

  • Edward Bernays: Propaganda – Die Kunst der Public Relations.
  • Markus Grill: Kranke Geschäfte. Wie die Pharmaindustrie uns manipuliert.
  • Felix Kolb/ Bewegungsstiftung (Hrsg.): Damit sich was bewegt. Wie soziale Bewegungen und Protest Gesellschaft verändern.


Edward Bernays: Propaganda – Die Kunst der Public Relations.
Das Buch „Propaganda – Die Kunst der Public Relations“ des Amerikaners Edward Bernays stammt aus dem Jahr 1928 – jetzt wurde es von Orange Press erstmalig ins Deutsche übersetzt. „Propaganda“ ist ein zentrales Buch in der Entwicklung der Public Relations. Es beschreibt anhand einer Fülle von Beispielen die Techniken der Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Viele der erwähnten Techniken gehören heute zum Standardrepertoire der PR-Berater, auch wenn sie im Laufe der Zeit verfeinert wurden.

Bernays war einer der Wegbegründer der PR – und eine umstrittene Figur. Er war unter anderem für die US-Regierung tätig, für die Tabakindustrie, aber auch für karitative und soziale Zwecke . Für Bernays war Propaganda nichts negatives, sondern ein typisches Instrument von Interessengruppen in modernen kapitalistischen Demokratien, das für unmoralische als auch für hehre Ziele zum Einsatz könne. Mehr zu Bernays und der Entwicklung der PR-Industrie findet man in „Giftmüll macht schlank. Die Wahrheit über die Public Relations Industrie“ von John Stauber und Sheldon Rampton, ebenfalls bei Orange Press erschienen. Danach hat sich auch Goebbels auf die Schriften von Bernays bezogen. Bernays selbst war u.a. für die PR-Kampagne zum brutalen CIA-Putsch gegen eine gewählte reformistische Regierung in Guatemala in den 50ern Jahren verantwortlich, im Auftrag der United Fruit Company (heute Chiquita).

Das Buch liefert eine gute Einführung in Propaganda-Techniken, eine Auseinandersetzung über moralische Grenzen der Propaganda darf man von dem Buch nicht erwarten. Auf jeden Fall ein lohnenswertes Buch – gut, dass es endlich auf Deutsch vorliegt.

Edward Bernays: Propaganda – Die Kunst der Public Relations. 2007. Orange Press, 160 Seiten, 16,90 Euro.

Markus Grill: Kranke Geschäfte. Wie die Pharmaindustrie uns manipuliert.
Der Stern-Journalist Markus Grill hat sich mit investigativen Recherchen im Pharma-Sektor einen Namen gemacht. Das Buch beschreibt, wie die Pharmaindustrie arbeitet, wie sie Ärzte korrumpiert und die Politik und Medien beeinflusst und manipuliert, u.a. über verdeckte PR und Schleichwerbung. So geht Grill ausführlich auf Adel Massaad und sein „Institut für Gesundheitsaufklärung“ ein. Dieser versuchte als vermeintlicher Medizinjournalist, scheinbare Enthüllungen über das von der Pharma-Branche ungeliebte Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in den Medien zu platzieren (siehe auch „Gib dem Affen Zucker„, Stern 2006).

Markus Grill: Kranke Geschäfte. Wie die Pharmaindustrie uns manipuliert. 2007. Rowohlt, 286 Seiten, 16,90.

Damit sich was bewegt – Wie soziale Bewegungen und Protest Gesellschaft verändern
Das kleine Buch stellt die Bewegungsstiftung und ihre Unterstützung für soziale Bewegungen in Deutschland vor. In Reportagen, Interviews und Analysen wird am Beispiel einiger Organisationen – darunter Urgewald, FoeBud und LobbyControl – und einzelner AktivistInnen beschrieben, wie soziale Bewegungen arbeiten und wirken. StifterInnen geben Aufschluss über ihre Motive, Proteste zu finanzieren. Der Wissenschaftler Dieter Rucht analysiert, was soziale Bewegungen bewirken und wie man sich in ihnen engagieren kann. Für ihn sind soziale Bewegungen eine „demokratische Produktivkraft“. Wer mehr über die Bewegungsstiftung als einen unserer Förderer und über unsere Arbeit erfahren will, liegt hier richtig.

Felix Kolb/Bewegungsstiftung (Hrsg.): Damit sich was bewegt – Wie soziale Bewegungen und Protest Gesellschaft verändern. 2007. VSA Verlag, 128 Seiten, € 9,80.

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