Aus der Lobbywelt

INSM redet Schleichwerbung schön

Im September wurde bekannt, dass die Arbeitgeber-Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) im Jahr 2002 für 58 670 Euro in sieben Folgen der ARD-Serie Marienhof ihre Botschaften platzieren ließ. In Stellungnahmen und Interviews erklärt die INSM seitdem, die Kooperation sei ein Fehler gewesen. Zugleich redet sie jedoch die Schleichwerbung schön und behauptet, es sei dabei um […]
von 12. Oktober 2005

Im September wurde bekannt, dass die Arbeitgeber-Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) im Jahr 2002 für 58 670 Euro in sieben Folgen der ARD-Serie Marienhof ihre Botschaften platzieren ließ. In Stellungnahmen und Interviews erklärt die INSM seitdem, die Kooperation sei ein Fehler gewesen. Zugleich redet sie jedoch die Schleichwerbung schön und behauptet, es sei dabei um die Vermittlung wirtschaftlicher Grundkenntnisse gegangen.

Dem widerspricht eine neue Analyse der Initiative LobbyControl. Ein Blick auf Schnittprotokolle zeigt, dass in den betroffenen Marienhof-Szenen Arbeitgeber-Interessen kommuniziert wurden und die Schleichwerbung eng mit anderen INSM-Aktivitäten 2002 verbunden ist. Die INSM ließ zwischen Juni und Juli 2002 drei Themen im Marienhof platzieren: Werbung für Zeitarbeit, mehr Wirtschaft in der Schule und die Senkung von Steuern und Abgaben. Die Auswertung findet sich in der Stellungnahme „INSM und Marienhof – Eine kritische Bewertung“ (pdf, 224 kb).

Die INSM hat mit der Schleichwerbung den Rundfunkstaatsvertrag sowie professionelle Standards der Öffentlichkeitarbeit wie den europäischen Code de Lisbonne missachtet. Dieser freiwillige Kodex stellt kar: „Public Relations-Aktivitäten müssen offen durchgeführt werden. Sie müssen leicht als solche erkennbar sein, eine klare Quellenbezeichnung tragen und dürfen Dritte nicht irreführen.“ Deshalb ist es aus Sicht von LobbyControl unzureichend, wenn die INSM die Schleichwerbung jetzt als Fehler bezeichnet und zugleich die Verantwortung der beteiligten Agentur H.+S. Unternehmensberatung zuschiebt. Die Arbeitgeberverbände und die dahinter stehenden Unternehmen, die die INSM finanzieren, müssen dafür sorgen, dass die von ihnen finanzierte Initiative in Zukunft auf verdeckte Einflussnahme in den Medien verzichtet. Eine klare Selbstverpflichtung auf ethische Standards der Öffentlichkeitsarbeit könnte ein erster Schritt sein.

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